32.
Um unseren krankhaften Seelenzustand durch einen Vergleich zu veranschaulichen, wir sind ähnlich denen, welche von Seekrankheit und Schwindel erfaßt sind, welche meinen, alles drehe sich, während sie sich doch selbst drehen. So geht es denen, von welchen wir sprechen. Sie wollen es nämlich, wenn gewisse Ereignisse ihnen Schwindel verursachen, nicht zugeben, daß Gott weiser ist als sie. Ihre Pflicht wäre es, entweder mühsam nach dem tieferen Grund zu forschen, da vielleicht mühsames Suchen mit der Wahrheit belohnt wird, oder bei solchen, die mehr Weisheit und Geist als sie selber besitzen, sich Rat zu erholen, da ja auch dies eine Gnadengabe ist und Erkenntnis nicht allen geschenkt ist, oder endlich sich Erkenntnis durch Reinheit des Lebens zu erwerben und Weisheit von der wahren Weisheit zu erbitten. Jene aber halten sich in ihrer Torheit an das S. 301 Näherliegende und machen sich weis, in der Welt herrsche der Unverstand; denn sie verstehen nicht den Verstand. Sie sind weise in ihrer Dummheit, oder vielmehr, sie sind wegen ihrer übergroßen Weisheit ― um mich so auszudrücken ― unweise und unverständig. Daher haben die einen angenommen, es gebe einen Zufall und ein blindes Geschick. Wirklich blinde, vom Zufall ersonnene Ideen! Sie glauben an eine blinde, zwingende Herrschaft der Gestirne, welche nach ihrem Willen, bzw. mit Notwendigkeit unser Leben leiten. Sie betonen die Konstellation der Planeten und Fixsterne und eine alles beherrschende Bewegung. Andere haben, dem armen Menschengeschlechte ihre Einfälle lehrend, das Unerreichbare und Unerfaßbare der Vorsehung dadurch näher zu bringen gesucht, daß sie in den Lehren und Bezeichnungen Unterscheidungen machten. Manche haben die Vorsehung sogar zu großer Armut verurteilt, indem sie zwar annahmen, daß das, was über uns ist, von ihr geleitet wird, aber Bedenken trugen, die Vorsehung auch auf uns, die wir doch vor allem deren bedürfen, auszudehnen, gerade als ob sie gefürchtet hätten, sie könnten den Wohltäter, wenn sie ihm zu viel Wohltaten zuschreiben, zu gut machen oder Gott möchte ermüden, wenn er zu vielen Gutes erweist.
