13. Von Lovolautrum und der Burg von Marlhar
Das Heer eroberte auch die Burg Lovolautrum1, und dort wurde am Altar der Kirche jämmerlich ermordet jener Priester Proculus, der einst seinem Bischof Quintianus so schwere Unbill angetan hatte2. Und ich glaube, nur seinethalben geschah es, daß diese Burg in die Hände der Gottlosen[^5] fiel, denn bis auf diesen Tag hatte sie sich verteidigt. Als nämlich die Feinde sie nicht nehmen konnten und schon in die Heimat zurückkehren wollten, und die Belagerten dies vernahmen, da ließen sie sorglos und frohen Mutes sich täuschen, wie der Apostel sagt: »Wenn sie werden sagen: es ist Friede, es hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen3.« So wurde durch einen Knecht gerade dieses Proculus das schon sorglose Volk in die Hände seiner Feinde gegeben. Und als nach der Zerstörung der Burg die Gefangenen fortgeführt wurden, stürzte ein Platzregen herab, nachdem es dreißig Tage an Regen gefehlt hatte.
S. 147 Die aber damals in der Burg Marlhac4 belagert waren, kauften sich durch ein Lösegeld frei, daß nicht auch sie in die Gefqugenschaft geführt wurden. Und dies geschah nur aus Schwäche, denn die Burg war durch ihre Lage uneinnehmbar. Ein ausgehauener Fels nämlich von mehr als hundert Fuß Höhe umschließt sie, nicht eine künstlich aufgesührte Mauer, und in der Mitte ist ein sehr großer Teich von schönem klaren Wasser, an einer andern Seite aber sind reichlich strömende Quellen, so daß selbst durch das Tor der Stadt ein Bach lebendigen Wassers fließt. Die Befestigung hat eine so große Ausdehnung, daß die Bewohner im Umkreis der Mauern das «Land bebauen und Früchte in Fülle gewinnen. Auf die Sicherheit dieser Burg sich verlassend, hatten einige von den Belagerten einst einen Ausfall gemacht, es waren ihrer 50 Mann. Sie gedachten, einige Beute zu machen und sich dann wieder in die Burg zurückzuziehen. Aber die Feinde überfielen sie, banden ihnen die Hände auf den Rücken und führten sie vor die Stadt, daß die Belagerten sie sahen. Schon schwebte das Schwert über ihrem Haupte; da erboten sich die Belagerten, wenn man ihnen das Leben schenkte, als Lösegeld für jeden ein Drittelftück zu geben5.
Theuderich verließ darauf Arvern6 und ließ dort seinen Vetter Sigivald zur Bewachung zurück.
Es lebte aber damals dort ein gewisser Litigius, einer von den geringeren Leuten, der dem heiligen Quintianus große Nach- S. 148 stellungen bereitete, und obwohl sich der heilige Bischof ihm selbst zu Füßen warf, wurde Litigius doch nicht dazu gebracht, ihm Gehorsam zu leisten. Und einstmals erzählte er sogar seiner Frau im Scherz, was der Heilige getan. Die aber hatte mehr Verstand als er und sagte sofort erschrockem »Wenn er heute so tief gefallen ist, so wirst du dich nimmer wieder erheben« Und am dritten Tage7 kamen Boten vom Könige und führten ihn gefesselt mit Weib und Kindern fort. Danach ist er niemals wieder nach Arvern zurückgekehrt.
[^5] Gottlos, weil sie die Kirchen der Rschtglällbigen Ukchk schonten-
»nach einigen Tagen«
Wohl Vollorckdtlontagne oder Vollorwville bei CIEVUWUIZ Vgl— LVUSUVU a. a. O» 503. · ↩
Hiervon erzählt Gregor im Leben der Väter Kap. 4. l. Jene! PUEstCk Proculus, der früher Kupferschmied war, hatte seinem Bischof die ganze Verwaltung des Kirchenvernrögens entzogen und ihm kaum den nötigen Lebensbedarf gelassen. ↩
- Thessalonicher s, Z.
Chastel Marlhac unweit Mauriac (D6p. Cantal), wo sich uoch jetzt gallw römische Überreste finden. ↩
Das Drittel eines Goldgulden (solidus) wurde in Gold besonders ausgeprägt und hieß trtensk Goldmünzen waren der so1ic1us, an innerm Wert etwa 12——15 Mark, und der trions; Silbermünze der Jena-klug. 40 Denare gingen aus dcn Solidus. ↩
Nach der angeführten Stelle im Leben der Väter suchte Theuderich die Stadt selbst aus Ehrfurcht vor den dort befindlichen Kirchen und aus Rücksicht auf Bischof Quintianus nicht in gleicher Weise heim, wie die Umgegend. ↩
So Gregor. Die Dreizahl wird aber im Mlttelalter (und schon in set« Anna) hiiufig ais unbestimmte Zahl gebraucht; es kann also euch Ubstsstzt W« E« ↩
