Fünftes Buch.
S. 1 Hier beginnen die Kapitel des fünften Buchs.
1. Von der Herrschaft Childeberts II. und seiner Mutter.
2. Wie Merovech Brunichilde zur Gemahlin nahm.
3. Der Krieg gegen Chilperich und von der Bosheit des Rauching.
4. Wie Roecolen nach Tours kam.
5. Von den Bischöfen von Langres.
6. Von dem Archidiakon Leunast von Bourges.
7. Von dem Klausner Senoch.
8. Bon dem heiligen Germanus, Bischof von Paris.
9. Von dem Klausner Caluppa.
10. Von dem Klausner Patroclus.
11. Bon der Bekehrung der Juden durch den Bischof Avitus.
12. Von dem Abt Brachio.
13. Wie Mummolus Limoges verheerte.
14. Wie Merovech die Tonsur erhielt und nach der Kirche des heiligen Martinus floh.
15. Der Krieg zwischen den Sachsen und Schwaben.
16. Von dem Ende des Macliav.
17. Von der Unsicherheit des Osterfestes, von der Kirche zu Chinon, und wie Gunthramn die Söhne des Magnachar tötete und seine eigenen verlor, und wie er sich mit Childebert ver-bündete.
18. Von dem Bischof Prätextatus und dem Ende Merovechs.
19. Von den Almosen des Tiberius.
20. Von den Bischöfen Salunius und Sagittarius.
21. Bon dem Briten Winnoch.
22. Von dem Ende Samsons, des Sohnes Chilperichs.
23. Von Wundererscheinungen.
24. Wie Gunthramn Boso seine Töchter aus der Kirche des hei ligen Martinus entführte, und wie Chilperich Poitiers nahm.
25. Bon dem Ende des Daeco und Dracolen.
26. Wie das Heer gegen die Britannen auszog.
27. Bon der Absetzung des Salunius und SagittariuS.
28. Wie Chilperich Steuern ausschrieb.
29. Bon dem verheerenden Zuge der Britannen.
30. Von der Kaiserherrschaft des Tiberius.
31. Bon den Feindseligkeiten der Britannen.
32. Wie die Kirche des heiligen Dionysius eines Weibes wegen ge schändet wurde.
33. Von Wunderzeichen.
34. Von der Ruhr und dem Tode von Chilperichs Söhnen.
35. Bon der Königin Austrechilde.
36. Bon dem Bischöfe Heraclius und dem Grafen Nanthin.
37. Bon dem Bischöfe Martinus von Galicien.
38. Von der Verfolgung der Rechtgläubigen in Spanien.
39. Vom Ende Chlodovechs.
40. Bon den Bischöfen Elafius und Eunius.
41. Von den Gesandten von Galicien und von Wunderzeichen.
42. Von dem Bischöfe Maurilio von Cahors.
43. Von einem Streit mit einem Ketzer.
44. Von den Schriften König Chilperichs.
45. Von dem Ende des Bischofs Agroecula.
46. Bon dem Ende des Bischofs Dalmatius.
47. Wie Eunomius Graf wurde.
48. Von der Bosheit des Leudast.
49. Von den Nachstellungen, welche er uns bereitete, und wie er selbst zu Falle kam.
50. Was der heilige Salvius von Chilperich vorhersagte.
S. 3 Mit Kummer gehe ich daran, die Zwistigkeiten und Bruder-kriege zu erzählen, die das Volk und die Herrschaft der Franken so sehr in Verfall bringen. Denn schon sehen wir, was das Schlimmste ist, in dieser Zeit eintreten, was der Herr von dem Anheben der Not1 vorausgesagt hat: es erhebt sich Vater gegen Sohn, Sohn gegen Vater, Bruder gegen Bruder, Verwandte gegen Verwandte2. Und doch hätte sie das Beispiel früherer Könige abschrecken sollen, die, wenn sie untereinander uneins wurden, alsbald ihren Feinden erlagen. Wie oft sank nicht selbst die Stadt der Städte, das Haupt der ganzen Welt, wenn sie sich in Bürgerkriege warf, darnieder, aber wenn diese aufhörten, erhob sie sich wieder vom Boden. O möchtet doch auch ihr, 0 Könige, solche Schlachten schlagen, wie die, in denen eure Vorfahren ihren Schweiß vergossen haben, daß die Ungläubigen, voll Furcht ob eurer Eintracht, sich beugen müßten vor eurer Macht. Denket an Chlodovech, von dem eure Siege anhuben, was er getan hat: er tötete die Könige, die seine Gegner waren, schlug die feindlichen Völker, brachte die einheimischen unter seine Gewalt, und hinterließ euch die Herrschaft darüber ungeteilt und ungeschwächt. Und da er dies ausführte, hatte er nicht Gold noch Silber, wie es jetzt in euren Schatzkammern liegt. Was aber tut nun ihr? Wonach trachtet ihr? Habt ihr nicht Überfluß an allem? In euren Palästen gibt es die Genüsse des Lebens in Fülle, eure Vor- S. 4 ratskammern sind übervoll von Wein, Weizen und Ll, in euren Schatzkammern häuft sich Gold und Silber. Eines aber fehlt euch: weil ihr den Frieden nicht habt, entbehrt ihr der Gnade Gottes. Warum nimmt einer dem ändern das Seine fort? Warum trachtet der eine nach des ändern Gut? Achtet, ich beschwöre euch, auf das Wort des Apostels: „So ihr euch aber untereinander beißet und fresset, so sehet zu, daß ihr nicht untereinander verzehret werdet3" Forschet fleißig in den Schriften der Alten, und ihr werdet finden, was die Bürgerkriege gebären. Sehet nach, was Orosius4 von den Karthagern schreibt. Wo er von der Zerstörung der Stadt und ihres Reiches nach sieben Jahrhunderten ihres Bestehens erzählt, fügt er hinzu: „Was erhielt diese Stadt so lange? Die Eintracht! Was richtete sie zugrunde nach so langer Zeit? Die Zwietracht!" Wahret euch also vor der Zwietracht, wahret euch vor den Bürgerkriegen, die euch und euer Volk in das Verderben bringen! Was ist sonst anders zu erwarten, als daß ihr, wenn euer Heer zugrunde gerichtet ist, ohne Stütze dasteht und, von euren Feinden überwältigt, von euren Thronen stürzt? Hast du, o König, deine Lust am inneren Kriege, so kämpfe den Kampf, von dem der Apostel sagt, daß er innen im Menschen vorgehe, daß den Geist gelüste wider das Fleisch5 und die Gebrechen den Tugenden weichen und daß du frei deinem Haupte, das ist Christus, dienest, der du einst in Banden gedient hattest der Wurzel alles Übels.
Matth. 10, 21. Nicht wörtlich angeführt. ↩
Vgl. Matth. 24, 8. ↩
Galater 5,15 ↩
Orosius erzählt am Ende seines vierten Buchs die Zerstörung Karthagos, aber die angeführten Worte finden sich dort nicht. Vielleicht schwebte Gregor eine Stelle des Orosius B. V. Kap 8 vor. Siehe die Einleitung, Bd. I. S. XXX. ↩
Anspielung auf Galater 5,17 ↩
