12. Cap. Nun aber schuf Gott auch gute Geschöpfe aus der Materie nach Gen. 1, 21. Sie müsste also ihren bösen Charakter abgelegt haben, hätte sich folglich verändert, und wäre darum nicht ewig.
ber gut, nehmen wir jetzt an, die Materie sei schlecht, ja ganz schlecht, weil sie es von Natur aus ist, wie wir Gott für gut und S. 72 zwar für sehr gut halten, weil er es ebenso von Natur aus ist. Die Natur eines Dinges aber muss man für etwas Festes und Unveränderliches halten, was ebensowohl in der Bosheit verharret, bei der Materie, als es im Guten unwandelbar und unveränderlich ist, bei Gott. Wenn sich die Natur der Materie vom Schlechten zum Guten umänderte, so würde sie sich umgekehrt bei Gott auch vom Guten zum Schlechten ändern können. Hier wird man uns einwenden: Folglich werden nicht aus Steinen Söhne Abrahams erweckt werden, das Natterngezücht wird keine Früchte der Busse bringen und aus Söhnen des Zornes werden keine Söhne des Friedens, falls die Natur nicht der Veränderung fähig ist. Vergebens wirst du, o Mensch, auf diese Analogien zurückblicken. Wenn es sich um die Materie handelt, die unentstanden ist, dann sind Vergleiche mit Dingen, die entstanden sind, Steine Nattern und Menschen, nicht am Platze. Denn da ihr Wesen einen Anfang hat, so kann es auch ein Ende haben. In betreff der Materie aber halte ein- für allemal fest, dass sie für ungeworden und unentstanden und damit für ewig erklärt worden ist. Daher muss sie ihrer Natur nach auch für unveränderlich und unverwüstlich gehalten werden, nach der Meinung des Hermogenes selber, die er uns entgegenstellt, indem er leugnet, dass Gott aus sich selbst habe schaffen können, da das Ewige sich nicht verändere. Es würde dann nämlich seines frühern Seins verlustig gehen, wenn es infolge einer Veränderung etwas wird, was es nicht gewesen ist und was nicht ewig wäre; der ewige Herr aber könne nichts anderes werden, als was er immer gewesen ist. — Mit diesem Satze werde auch ich ihn nach Verdienst zurückweisen. Ich erhebe den gleichen Tadel gegen die Materie; denn Gott erschafft aus ihr, die doch schlecht, ja sehr schlecht ist, gute und treffliche Dinge. „Gott sah, dass die Dinge gut waren und segnete sie”,1 natürlich doch nur, weil sie sehr gut, nicht etwa weil sie schlecht oder gar sehr schlecht waren. Danach hatte also die Materie eine Veränderung erlitten, und wenn dem so ist. dann hat sie ihren vorigen Zustand eingebüsst. Denn ihre eigentliche Form ist ihr dadurch verloren gegangen. Aber das Ewige kann nichts einbüssen; denn, wofern es etwas einbüssen könnte, wäre es nicht ewig. Mithin kann es auch keine Veränderung erfahren; denn wenn es ein ewiges Sein hat, so kann es sich in keiner Weise verändern.
Gen. 1, 21. ↩
