42. Cap. Weitere Widersprüche, in die sich Hermogenes mit seiner Lehre von der Bewegung der Materie verwickelt.
Alles hast Du auseinander gerissen, damit nicht — bei näherem Zusehen — hervortrete, wie sehr sich bei Dir alles widerspricht. Ich werde die einzelnen Sätze zusammensuchen und in Vergleich stellen. Du behauptest, die Bewegung der Materie sei ungeordnet, und fügst hinzu, sie strebe der Formlosigkeit zu; später an andern Stellen sagst Du, sie wünsche von Gott geordnet zu werden. Was der Formlosigkeit zustrebt, wünscht das geformt zu werden? Oder strebt der Formlosigkeit zu, was geformt zu werden wünscht? Es soll nicht den Anschein haben, als stehe Gott der Materie gleich, und doch lässest Du einfliessen, sie habe Gemeinschaft mit ihm. Dann behauptest Du, „es sei unmöglich, dass etwas, was mit Gott nichts gemein hat, von ihm könnte verschönert werden”. Nein, umgekehrt, wenn sie mit Gott etwas gemein hatte, so brauchte sie nicht zu S. 98 wünschen, von ihm verschönert zu werden, da sie infolge ihrer Gemeinschaft ein Teil von Gott war. Oder aber, auch Gott hätte können von der Materie verschönert werden, da er selber ja auch etwas mit ihr gemein hatte, und Du bringst Gott auch in diesem Punkte in Abhängigkeit von einem Bedürfnisse, wenn sich in der Materie eine Veranlassung fand, weshalb er sie ordnete. Als beiden Gemeinsames aber stellst Du hin, dass sie sich beide von selbst bewegen und stets in Bewegung seien. Damit aber legst Du der Materie gerade so viel bei als Gott. In der freiwilligen und ewigen Bewegung würde eine vollständige Anteilnahme am göttlichen Wesen bestehen. Aber Gott soll sich in geordneter, die Materie dagegen in ungeordneter Weise bewegen. Trotzdem wäre sie gerade so göttlich infolge ihrer gerade so freien und ewigen Bewegung. Ja, noch mehr, Du gestehst der Materie noch mehr zu als Gott, nämlich dass sie sich in einer Weise bewegen durfte, wie es Gott nicht durfte.
