40. Cap. Sie enthalten auch einen Widerspruch in sich.
Du behauptest ferner, die Materie sei zum Bessern, natürlich aus einem vorher schlechtem Zustande, weitergebildet worden, und lehrst, das Bessere trage das Bild des Schlechtern noch an sich. Früher war sie etwas Ungeordnetes, jetzt aber ist sie wohlgeordnet, und ihr geordneter Zustand soll uns, lehrst Du, ein Bild von dem ungeordneten geben. Kein Ding aber bekommt im Spiegel ein anderes Aussehen, d. h. ein ungleiches. Noch niemand hat beim Friseur im Spiegel statt seiner einen Esel erblickt, es müsste denn jemand gewesen sein, der meinte, im Bau dieser Welt entspreche der geordneten und harmonischen Materie eine ungeordnete und wüste. Was gibt es denn jetzt Formloses in der Welt und was gab es früher Wohlgeformtes an der Materie, so dass die Welt ein Spiegelbild der Materie abgeben könnte? Wenn das griechische Wort für Welt gleichbedeutend ist mit Schmuck, wie kann die Welt das Bild der unausgeschmückten Materie an sich tragen und wie kannst du berechtigt sein, zu sagen, man könne sie als Ganzes aus den Teilen erkennen? Sicherlich müsste zu dieser Ganzheit doch auch jener Teil gehören, der der Verunstaltung nicht verfallen ist. Oben aber hattest Du angegeben, sie sei nicht als Ganzes auf einmal hergerichtet worden. Folglich kann man diesen roh, verworren und wüst gebliebenen Teil an den ausgeschmückten, unterschiedenen und wohlgeordneten Teilen nicht wieder herauserkennen. Auf letztere passt die Benennung „Teile der Materie” nicht einmal, da sie infolge der geschehenen Veränderung von deren hergebrachter Form losgetrennt und abgewichen sind.
