30. Cap. Die Erwähnung der Finsternisse, des Abgrundes, der Gewässer und des Geistes Gottes, Gen. 1, 2, spricht gegen die Annahme einer chaotischen Materie.
S. 88 In gleicher Weise scheinen auch die darauffolgenden Worte die Vermutungen des Hermogenes zu begünstigen, nämlich: „Es war Finsternis über dem Abgrunde und der Geist Gottes schwebte über den Gewässern”; das klingt, als ob diese verworrenen Substanzen Beweise für jene chaotische Masse lieferten. Allein da die Schrift jedes für sich bezeichnet: die Finsternis, den Abgrund, den Geist Gottes und die Gewässer, so lässt diese abweichende Aufzählung bestimmter und unterschiedener Elemente den Gedanken an etwas Verworrenes und durch seine Verworrenheit Unbestimmtes nicht aufkommen. Ja noch mehr, da sie ihnen eine besondere Lage zuschreibt, der Finsternis die über dem Abgrunde, dem Geist Gottes über den Gewässern, so leugnet sie damit die Vermengung der Substanzen und gibt mit deren besonderer Lage auch ihre gegenseitige Verschiedenheit an. Höchst thöricht wäre es daher, von der Materie, die als formlos hingestellt wird, trotz dieser vielen Namen von Formen, noch zu behaupten, sie sei formlos, ohne anzugeben, was denn eigentlich das Grundwesen der Verworrenheit sei, weil sie, als formlos, jedenfalls denn doch als eine einzige vorzustellen ist. Denn was ungeformt ist, das ist jedenfalls einförmig; ungeformt aber ist, was aus verschiedenen Dingen zusammengemengt ist. Das muss notwendig eine Besonderheit haben, was, indem es eine aus vielen Besonderheiten zusammengesetzte hat, keine Besonderheit besitzt. Im übrigen aber hatte die Materie entweder jene Besonderheiten an sich, unter deren Bezeichnungen sie zu erkennen sein sollte, ich meine: Finsternis, Abgrund, Geist und Wasser, oder nicht. Hatte sie sie an sich, wie kann man sie als formlos hinstellen; hatte sie sie nicht an sich, wie liesse sie sich erkennen?
