28. Cap. Über die vermeintliche Unsichtbarkeit und den chaotischen Zustand der Materie.
Wir werden aber im Gegenteil nicht bloss beweisen, dass diese Erscheinungsweise der gegenwärtigen Erde angestanden habe, sondern auch, dass sie der vermeintlichen andern Erde nicht angestanden habe. Wenn die Materie so rein für sich Gott vorlag, d. h. ohne dass irgend ein Element im Wege stand — ausser ihr und Gott existierte ja noch nichts anderes, — so konnte sie gewiss nicht unsichtbar sein. Denn wenn Hermogenes auch behauptet, die Finsternisse hätten der Substanz der Materie angehaftet, — ein Punkt, auf den wir seiner Zeit noch antworten müssen, — so sind Finsternisse ja sogar für den Menschen S. 86 sichtbar — er sieht nämlich eben, dass es dunkel ist, — wie viel mehr noch für Gott. Wenn sie wirklich unsichtbar gewesen wäre, so hätte ihre Beschaffenheit gar nicht erkannt werden können. Woher hat also Hermogenes in Erfahrung gebracht, sie sei ungestaltet, verworren und ruhelos gewesen, da sie ja in Unsichtbarkeit verharrte? Sollte dies aber einen Gegenstand der göttlichen Offenbarung ausmachen, so muss er es beweisen. In ähnlicher Weise frage ich, ob sie wüst genannt werden kann? — Wüst ist gewiss dasjenige, was unvollkommen ist. Unvollkommen kann aber gewiss nur das Erschaffene sein. Denn das, was bei seiner Erschaffung zu kurz gekommen ist, das ist eben unvollkommen. Ganz gewiss. Also, die Materie, die ja überhaupt gar nicht erschaffen worden ist, konnte nicht unvollkommen sein. War sie aber nicht unvollkommen, so war sie auch nicht wüst. Da sie, weil ungeschaffen, keinen Anfang hat, so war sie auch frei vom Mangel an Vollendung. Denn ein roher unvollendeter Zustand ist uns eine Beigabe des Gewordenen. Eine Erde dagegen, die geschaffen worden war, verdiente auch wüst genannt zu werden. Denn sobald sie geworden war, hatte sie, ehe sie vollkommen wurde, Raum für Unvollkommenheiten.
