23. Cap. Ob das Vorhandensein einer uranfänglichen chaotischen Materie, aus der Gott die Erde erschuf, von der hl. Schrift, Gen. 1, 2, gelehrt werde?
Er argumentiert aber weiter aus den folgenden Worten, wo es heisst: „Die Erde war unsichtbar und ungeordnet.”1 Denn auch den Ausdruck „Erde” führt unser Gegner auf die Materie zurück, weil es Erde sei, was aus der Materie gemacht wurde. Das „war” bezieht er darauf, sie sei früher immer dagewesen, ungeboren und unentstanden. „Unsichtbar und roh” aber heisse sie, weil die Materie ungestalt, wüst und ungeordnet gewesen sein soll. Diese seine Ansichten werde ich im einzelnen widerlegen, vorläufig aber will ich ihm so antworten: Wir halten dafür, dass in diesen Stellen eine Materie gelehrt werde. Aber deutet denn die Schrift an, es sei, weil sie vor allem existierte, auch etwas der Art aus ihr gemacht worden? Im Gegenteil, sie deutet nichts der Art an. Mag die Materie existiert haben, so lange es ihr oder vielmehr dem Hermogenes beliebt; so war es auch möglich, dass sie existierte und Gott doch nichts aus ihr schuf, schon darum, weil es sich nicht für Gott geziemte, irgend einer Sache benötigt zu sein, jedenfalls aber deshalb, weil nicht mitgeteilt wird, er habe irgend etwas aus der Materie geschaffen. Dann wäre ihre Existenz aber zwecklos gewesen, wendet man ein. Nein, noch lange nicht zwecklos. Denn wenn auch die Welt nicht aus ihr geschaffen wurde, so ist doch die Häresie aus ihr entstanden, und zwar ist sie um so unverschämter, als nicht die Häresie der Materie, sondern vielmehr letztere, die Materie, der Häresie ihre Entstehung verdankt.
Gen. 1, 2. ↩
