35. Cap. Über die Beschaffenheit seiner angeblich ewigen Materie vermag Hermogenes nichts befriedigendes zu sagen. Er meint, sie sei weder körperlich noch unkörperlich.
Wenn ich nun auch über den sonstigen Zustand der Materie hier nicht im einzelnen zu handeln brauche, — denn erst musste ihre Existenz feststehen, — so müssen wir doch, als wäre ihre Existenz bewiesen, die Sache ordnungsmässig zu Ende führen, damit ihre Nichtexistenz noch mehr gesichert erscheine, da nicht einmal über ihren sonstigen Zustand etwas feststeht, und damit Hermogenes zugleich seine eigenen Widersprüche erkenne. „Auf den ersten Anblick”, sagt er, „scheint uns die Materie unkörperlich zu sein, wenn man aber der Sache recht auf den Grund geht, so zeigt sich, dass sie weder körperlich noch unkörperlich ist.” Ein schönes auf den rechten Grund gehen, das nichts Rechtes, d. h. nichts Gewisses zum Resultat hat. Irre ich mich nicht sehr, so muss jedes Ding entweder körperlich oder unkörperlich sein; — ich will nämlich einstweilen, aber nur hinsichtlich der Substanzen, einräumen, dass es unkörperliche Dinge gebe, obwohl die Substanz einer jeden Sache ein Körper ist — so ist doch gewiss, dass es etwas drittes ausser dem Körperlichen und Unkörperlichen nicht gibt. Aber gut angenommen, es gebe noch ein drittes, welches durch die rechte Gründlichkeit des Hermogenes entdeckt worden ist und welches die Materie zu etwas nicht Körperlichem und nicht Unkörperlichem macht, wo ist es? wie ist es? wie heisst es? wie lässt es sich beschreiben? wie wird es S. 93 erkannt? Seine Gründlichkeit hat darüber nichts weiter herausgebracht als: die Materie ist weder körperlich noch unkörperlich.
