XXXVII. Kapitel
Vom Starkmut: Der Gleichmut der Seele im Glück und Unglück (186). Die Flucht in Zeiten der Glaubensverfolgung des Herrn Wille (187).
186. Auch das schließt das sogenannte „Freisein der Seele von Beunruhigungen“1 ein, daß wir weder im Schmerz zu wehleidig2, noch im Glück zu übermütig sind. Wenn schon jene, die jemand zur Übernahme eines öffentlichen Amtes auffordern, solche Weisungen geben3, wieviel mehr sollten wir im Falle der Berufung zu einem Kirchendienste nur das tun, was Gott gefällt! Die Kraft Christi soll Wehr und Schild in uns sein. Und also erprobt, laßt uns vor unserem Gebieter stehen, daß unsere Glieder „Waffen der Gerechtigkeit“4 sind: nicht „fleischliche Waffen“5, worin die Sünde herrscht, sondern „Waffen stark für Gott“6, welche den Sturz der Sünde, den Tod unseres Fleisches herbeiführen sollen, auf daß jede Schuld in ihm ersterbe, und wir kraft neuen Handels und Wandels gleichsam von den Toten auferstehen!7
S. 101 187. Das ist der Waffendienst der Tapferkeit, voll ehrenhafter und schicklicher Pflichterfüllung. Weil wir aber bei allem, was wir tun, nicht bloß nach dem Schicklichen, sondern auch nach dem Möglichen fragen, um nicht vielleicht etwas zu beginnen, was wir nicht zu vollenden vermögen, darum will der Herr, daß wir in der Zeit der Verfolgung von Stadt zu Stadt ziehen, oder vielmehr, um seinen Ausdruck selbst zu gebrauchen, ‚fliehen‘8, damit nicht einer aus Verlangen nach dem Ruhme des Martyriums vermessen in Gefahren sich begebe, die das schwache Fleisch oder der zu wenig kräftige Geist nicht zu tragen und zu bestehen vermögen9.
vacuitas ab angoribus, wörtlich nach Cic. l. c. 21, 73. ↩
in dolore molliores, wörtlich nach Cic. l. c. 21, 71. ↩
Vgl. Cic. l. c. 21, 70—73. ↩
Röm. 6, 13. ↩
2 Kor. 10, 4. ↩
2 Kor. 10, 4. ↩
Röm. 6, 13. ↩
Matth. 10, 23. ↩
Auch Cic. l. c. 24, 83 warnt vor der „Torheit“, sich grundlos in Gefahren zu begeben. ↩
