XL. Kapitel
Vom Starkmut: Auch den Unsrigen hat es nicht an kriegerischer Tapferkeit gefehlt. Biblische Beispiele (196—199).
196. Doch vielleicht hält der Kriegsruhm manche so im Bann, daß sie meinen, es gebe nur eine kriegerische Tapferkeit, und ich sei deshalb auf die obigen Ausführungen abgeschweift, weil dieselbe den Unsrigen fehle. Wie tapfer war Jesus Nave (Josue), daß er in einem Treffen fünf Könige gefangen nahm und samt ihren Völkern zerschmetterte!1 Als sich sodann wider die Gabaoniter Krieg erhob und Josue fürchtete, es möchte die Nacht den Sieg verhindern, rief er in seiner Geistes- und Glaubensgröße aus: „Die Sonne stehe still!“ „Und sie stand still“2, bis der volle Sieg erkämpft war. Gedeon trug mit dreihundert Mann über ein gewaltiges Volk und einen erbitterten Feind den Sieg davon3. Der jugendliche Jonathas bewies seine Manneskraft in einer großen Schlacht4. Was soll ich von den Makkabäern sagen?
197. Doch zuvor möchte ich vom Vätervolke überhaupt sprechen. Sie standen schon bereit zum Kampf für den Tempel Gottes und für ihre Rechtsbräuche. Doch am Sabbattage wollten sie, obschon durch die List der Feinde gereizt, lieber den Leib unbewaffnet den Wunden preisgeben als kämpfen, um nicht den Sabbat zu verletzen. So weihten sie sich denn alle S. 106 frohen Mutes dem Tode5. Da jedoch die Makkabäer erwogen, daß nach diesem Beispiele das ganze Volk zugrunde gehen könnte, rächten sie auch am Sabbate, nachdem auch sie zum Kampf herausgefordert wurden, die Hinmetzelung ihrer unschuldigen Brüder6. Als hierauf der König Antiochus, hierdurch gereizt, durch seine Feldherrn Lysias, Nikanor und Gorgias die Kriegsfackel entfachen ließ, wurde er mit seinen morgenländischen und assyrischen Truppen so vernichtend geschlagen, daß achtundvierzigtausend Mann von dreitausend mitten auf dem Schlachtfelde hingestreckt wurden7.
198. Die Tapferkeit des Feldherrn Judas des Makkabäers betrachtet an einem seiner Krieger! Als nämlich Eleazar einen Elefanten bemerkte, der aus den übrigen herausragte und mit königlichem Panzer bewappnet war, vermutete er darauf den König, stürzte sich raschen Laufs mitten durch die Legion vor, warf den Schild weg und versetzte mit beiden Händen dem Tiere den Todesstoß. Im gleichen Augenblick sprang er unter dasselbe, hielt das Schwert darunter und tötete es. Beim Fall nun erdrückte das Tier den Eleazar, und er fand seinen Tod8. Welch großer seelischer Starkmut! Fürs erste fürchtete er den Tod nicht; sodann stürzte er sich, rings von feindlichen Legionen umgeben, in die dichten Reihen des Feindes, durchbrach ihre Linie, warf, infolge der Todesverachtung noch trotziger, den Schild weg, kam und nahm es mit dem Tierkoloß auf, den er mit beiden Händen verwundete, und sprang dann unter denselben, um den Stoß noch gründlicher zu führen. Von dessen Sturz mehr eingeschlossen als erdrückt, fand er unter seiner Siegestrophäe sein Grab.
199. Und den Helden trog das Urteil nicht, mochte ihn auch die königliche Tracht täuschen. Denn die S. 107 Feinde, durch ein so unerhörtes Schauspiel der Tapferkeit gebannt, wagten nicht, über den Wehrlosen herzufallen, um ihn zu überwältigen, und gerieten nach dem Sturze des zusammenbrechenden Tieres in solche Angst, daß sie sich insgesamt der Tapferkeit des einen nicht gewachsen fühlten. König Antiochus, des Lysias Sohn, bat daher, voll Schrecken über die Tapferkeit des einen Helden, um Frieden9, er, der mit hundertzwanzigtausend Mann und zweiunddreißig Elefanten bewaffnet herangezogen kam, so daß beim Aufgang der Sonne jedes Tier wie ein Berg erschien, der von blitzenden Waffen wie von leuchtenden Fackeln schimmerte. So hinterließ denn Eleazar als Erben seiner Tapferkeit den Frieden. — Doch soviel von Sieg und Triumph.
