4.
Mein Nebridius ließ sich täglich den Ausspruch des Apostels durch den Kopf gehen: „Die reich werden wollen, fallen in Versuchung, geraten in die Fallstricke des Teufels und werden von vielen Begierden hin und her getrieben.“ 1 Was des Kaisers Freigebigkeit und seine Ehrenposten ihm einbrachten, das wandte er für die Armen auf. Denn er wußte, daß der Herr angeordnet hat: S. 319 „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen. Dann komme zurück und folge mir nach!“ 2 Freilich konnte er diesen Rat nicht ausführen, da er eine Gattin, kleine Kinder und ein großes Hausgesinde hatte. Deshalb schaffte er sich Freunde mit dem ungerechten Mammon, die ihn in die ewigen Wohnungen aufnähmen. 3 Nicht auf einmal warf er die Bürde des Reichtums von sich, wie es die Apostel taten, als sie Vater, Netz und Schifflein verließen. 4 Vielmehr half er zum Ausgleich fremder Not mit seinem Überflusse nach und nach auf, damit dieser Überfluß, anderen gespendet, eines Tages seiner Dürftigkeit zu Hilfe komme. 5 Sie, an die ich dieses Büchlein schreibe, weiß, daß ich das, was ich berichte, nur vom Hörensagen kenne, aber nicht selbst erlebt habe. Sie weiß auch, daß ich nicht nach der Sitte griechischer Schriftsteller mit meinen Worten den Dank für irgendeine mir erwiesene Wohltat abstatten will. Unter Christen sollte ein solcher Verdacht nicht aufkommen. Wenn wir Unterhalt und Kleidung haben, so sind wir zufrieden. 6 Wo einfacher Kohl und Gerstenbrot auf dem Tische stehen, wo man Speise und Trank nur mit Maß genießt, da kümmert man sich nicht um Reichtum, da kennt man keine Schmeichelei, die fast immer nach irgendeinem Vorteil angelt. Deshalb verdient auch mein Zeugnis Glauben; denn ein Grund zu lügen liegt nicht vor.
