11. Krieg und Tod Bels.
Seine Geschichte weiterführend sagt er: „Nachdem der Titane Bel seine Herrschaft über Alle befestigt hat, schickt er einen seiner Söhne mit treuen Männern nach Norden zu Haik, dass dieser sich ihm unterwerfe und in Frieden lebe. Wohne sagt er, in Mitten des Frostes und Eises, aber entflamme und erweiche die eisige Kälte deines aufgeblasenen Benehmens und sei mir unterthan in Ruhe, wo es dir gefällt in dem Lande, in welchem ich wohne. Aber Haik sandte den Boten des Bel zurück und antwortete mit Härte. Der Gesandte kehrte nach Babylon zurück.“
„Da bricht die Armee gegen ihn auf. Der Titane Bel kommt mit den Mannschaften der Fussarmee, gelangt nach Norden ins Land des Ararad in die Nähe der Wohnung des Kadmos. Kadmos flieht zu Haik, tüchtige Läufer sendet er vor sich her. Wisse, sagt er, o Grösster der Helden, dass Bel es auf dich abgesehen hat und mit unsterblichen Helden, riesigen Staturen, gigantischen Kriegern gegen dich marschirt. Als ich seine Annäherung an meine Wohnung hörte, bin ich geflohen und S. 21 komme in aller Eile. Du aber besinne dich schnell was du thun wirst. “
Bel beeilte sich mit der verwegenen gigantischen Macht seines Heeres wie ein vom Abhange sich ergiessender reissender Strom im Vertrauen auf Herz und Körper der Soldaten an die Grenzen des Wohnsitzes Haiks zu gelangen. Aber der weise und kluge Riese mit schön gelocktem Haare und lebhaftem Auge versammelt in Eile seine Söhne und Enkel, tapfere und des Bogens kundige, an Zahl aber geringe Männer, und Andere, die unter seiner Macht standen, und gelangt an das Ufer eines See’s, dessen Wasser salzig sind und kleine Fische enthalten. Nachdem er seine Soldaten zusammen gerufen, sagt er ihnen: „Bei unserem Marsche gegen das Heer Bels werden wir uns bemühen dem Orte nahe zu kommen, wohin Bel in der Mitte der tapfern Schaar marschirt ist; entweder werden wir sterben, und unser Tross wird in die Sklaverei Bels gerathen, oder ich werde ihm das Glück unserer Fäuste zeigen und das Heer zerstreuen, und wir werden den Sieg erlangt haben. “
So fort quer durch das ganze Feld marschirend gelangen sie zu einer Ebene zwischen hohen Bergen; zur Rechten des Wassers des Flusses machen sie Halt auf einer Anhöhe an einem engen Orte. Als sie die Augen erhoben, erschien ihnen die ungeordnete Menge der Angriffsarmee Bels in verwegenem Anlaufe über die Oberfläche des Landes hier und dorthin laufend, Bel aber ruhig und vertrauend auf das grosse Herr zur Linken des Wassers, wie auf einem Beobachtungsplatze. Haik erkannte die Truppe der gerüsteten Bande, in welcher Bel mit auserwählten und gerüsteten Männern gerade vor seinem Heere angekommen war. Ein grosser Zwischenraum Landes war zwischen ihm und dem Heere. Er hatte einen eisernen Helm mit ausgezeichneten Schweifen aufgesetzt, Kupferplatten auf die Schulter und Brust gelegt, er hatte seine Lenden gegürtet, an der linken Seite ein zweischneidiges Schwert, eine mächtige Lanze in der Rechten, einen Schild an der Linken und Kerntruppen zu seiner Rechten und Linken. Als Haik den Titanen ganz gerüstet und auserlesene Männer zu seiner Rechten und Linken sah, stellt er S. 22 den Armenak mit zweien seiner Brüder zu seiner Rechten und den Kadmos und zwei andere seiner Söhne zu seiner Linken; denn sie waren Männer mit dem Bogen und Schwerte geschickt, er selbst seilt sich an die Spitze und die übrige Angriffslinie hinter sich; in dreieckiger Form stellte er sie auf und liess sie ruhig vorwärts rücken.“
Als die Riesen von zwei Seiten an einander gekommen waren, machten sie ein schreckliches Getöse über der Erde beim Angriffe und warfen niederschlagenden Schrecken unter einander durch die Weise des Angriffes. Nicht wenige riesige Männer fielen von beiden Seiten getroffen durch die Spitze des Schwertes zur Erde. Der Kampf blieb auf beiden Seiten unentschieden. Diesen unverhofften ungewissen Ausgang sehend, erschrack der Titanenkönig und kehrte auf denselben Hügel zurück, woher er gekommen war; denn er gedachte sich zu schützen in der Mitte des Heeres, bis das ganze Heer ankäme um die Fronte wieder herzustellen. Als der Bogenschütze Haik das merkt, stürzt er voran, gelangt in die Nähe des Königs, spannt voll, stark, weitausholend den Bogen und entsendet einen geflügelten Pfeil auf dessen Brustplatte; der spitze Pfeil dringt durch die Mitte des Rückens hindurch und fallt auf die Erde; und so fallt der aufgeblasene Titane hin zu Boden geworfen und gibt den Geist auf. Als das Heer diese schreckliche Gewaltthat sah, floh ein Jeder gerade aus.“ Das mag hierüber genügen.
Den Schlachtort bebaut Haik mit Gebäuden und nennt ihn Haikh wegen des Sieges im Kampfe. Desshalb heisst der Canton noch jetzt „Thal der Armenier.“ Den Hügel, auf welchem Bel mit seinen Tapfern fiel, nannte Haik Geresmankh (Gräber), wie er noch jetzt genannt wird. Den Leichnam des Bel, der einbalsamirt worden war, sagt er, befiehlt Haik nach Harkh zu bringen und an einem hohen Orte im Angesichte seiner Weiber und Frauen zu begraben. Auch unser Gebiet heisst Haikh nach dem Namen unseres Ahnen Haik. S. 23
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