III, 7.
[Was bedeutet das Wort: Die Armen habt ihr allezeit, mich aber habt ihr nicht allezeit?].
Alsbald fanden wir ein weiteres ungereimtes Wort, das Christus zu seinen Jüngern gesprochen hat, und beschlossen auch dieses vorzubringen. Es lautet: »Die Armen habt ihr allezeit, mich aber habt ihr nicht allezeit«. Die Veranlassung zu diesem Wort war folgende: Ein Weib brachte ein Gefäß mit Salbe und goß sie auf sein Haupt. Da sie (die Jünger) dies sahen und das Unpassende dieser Tat tadelten, sprach er: »Was machet ihr dem Weibe Verdruß; ein gutes Werk hat sie an mir getan; denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit«. Sie murrten nämlich nicht wenig, weil die Salbe besser um viel Geld verkauft worden und der Erlös den hungernden Armen zum Unterhalt gegeben wäre. Darauf tat er diesen futilen Ausspruch, wie wenn die Jünger etwas Unpassendes gesagt hätten. Er erklärte, er sei nicht immer bei ihnen, er, der anderswo sie versichert und zu ihnen spricht: »Ich werde bei euch bis zum Weltende bleiben«. Kaum fühlte er sich aber der Salbe wegen gekränkt, so leugnete er, daß er allezeit bei ihnen sein werde. [Nachdem der Herrscher im Reiche der griechischen Beredsamkeit dies wider die göttlichen Lehren Christi geredet hatte, schwieg er kurze Zeit, als ob niemand ihm widerspräche].
