III, 1.
S. 33 [Wie konnte sich Jesus unter Verhöhnungen kreuzigen lassen?] Warum hat Christus, als er dem Hohenpriester und dem Statthalter vorgeführt ward, weder diesem noch jenem ein Wort gesagt, wie es eines weisen und göttlichen Mannes würdig ist, ein Wort, welches den Richter und die Zuhörer zu belehren und zu bessern vermocht hätte, sondern ertrug es, mit einem Rohre geschlagen, angespieen und mit Dornen gekrönt zu werden? Warum hat er nicht wie Apollonius getan, der erst eine freimütige Rede an den Kaiser Domitian hielt, dann aber vom kaiserlichen Hofe verschwand und sich nur wenige Stunden spater in der Stadt Dikäarchia, die jetzt Puteoli heißt, in voller Öffentlichkeit zeigte? Gebot aber auch die göttliche Vorschrift dem Christus das Leiden, so mußte er zwar die Strafe auf sich nehmen, jedoch das Leiden nicht ohne eine freimütige Rede erdulden; vielmehr hätte er einige treffliche und weise Worte an seinen Richter Pilatus richten, nicht aber sich verhöhnen lassen sollen wie einer aus der Hefe des Volks.
