II, 15.
Wenn aber jemand auch folgende im Evangelium stehende Faselei liest, so wird er zur Genüge erkennen, daß das Wort eine Ungeheuerlichkeit ist, welches lautet: »Jetzt ist das Gericht der Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen«. Denn sage mir bei Gott, was ist das für ein Gericht, welches dann geschieht, und wer ist der Fürst der Welt, der hinausgeworfen wird? Denn wenn ihr sagt: der Selbstherrscher, so gibt es einen solchen einzelnen doch nicht, noch ist er herabgeworfen worden. Denn es sind viele, die über die Welt herrschen. Soll es aber ein intelligibler und unkörperlicher Herrscher sein, so kann er unmöglich hinausgeworfen werden; denn wohin sollte der geworfen werden, der der Herrscher der Welt ist? Denn wenn ihr sagtet, daß es irgendwo noch eine andere Welt gibt, in die der Herrscher geworfen wird, so hätte eure Rede eine glaubhafte Unterlage für uns. Wenn es aber keine andere gibt, da die Existenz zweier Welten außerhalb des Bereichs des Möglichen liegt, wohin wird der Herrscher geworfen, wenn nicht in eben die Welt, in der er sich befindet?
S. 29Wie aber kann jemand in etwas herabgestürzt werden, in dem er bereits ist? Es müßte denn sein wie bei einem tönernen Gefäß, welches, wenn es zerbrochen wird, seinen Inhalt herausstößt — jedoch nicht ins Leere, sondern in einen anderen Körper, sei es in die Luft oder in die Erde oder in etwas anderes. Wenn nun in gleicher Weise, was indes unmöglich ist, die Welt zerbrochen und der in ihr Befindliche herausgestoßen würde — wo gäbe es denn außerhalb einen Raum, in den er hinausgeworfen werden könnte? Was ist denn das Charakteristische jenes Raums, wie groß und wie beschaffen ist seine Höhe, Tiefe, Länge, Breite? Denn nur wenn er diese Eigenschaft besitzt, wird er eben dadurch eine Welt sein. Aus welcher Ursache ferner soll der Herrscher hinausgeworfen werden wie ein Weltfremder, und wie konnte er als Fremder überhaupt Herrscher sein? Und wie wird er hinausgeworfen? freiwillig oder unfreiwillig? Natürlich unfreiwillig; denn der Ausdruck macht ja den Sinn der Aussage deutlich, weil, was hinausgeworfen wird, stets unfreiwillig hinausgeworfen wird. Aber der Gewalttätige und nicht der, welcher Gewalt erleidet, handelt ungerecht! Nun, eine so kolossale Ungereimtheit, wie sie hier die Evangelien bieten, überläßt man billig Weibern, nicht Männern. Wenn wir in ihnen nach Ähnlichem genauere Nachforschungen halten wollten, so würden wir unzählige ungereimte Erzählungen finden, die aller Vernunft bar sind.
