1. Es ist ebenso falsch, gegenüber der (falschen) Monarchie des Sabellius, die (wahre) Monarchie Gottes nach der teuflischen Lehre Marcions in drei Gottheiten zu trennen.
Es ist billig, jetzt auch gegen Diejenigen zu reden, welche die ehrwürdigste Lehre der Kirche Gottes zerreissen, zerschneiden und vernichten, indem sie die (göttliche) Monarchie in gewisse drei Kräfte und getrennte Hypostasen1und drei Gottheiten auflösen. Denn ich habe gehört, daß Einige von eueren Katecheten und Lehrer des göttlichen Wortes Vertheidiger dieser Denkart seien. Diese stehen der Ansicht Sabellius so zu sagen diametral entgegen; denn dieser lästert: Der Sohn sei (kein Anderer als) der Vater und umgekehrt, Jene aber predigen gewissermaßen2drei Götter, indem sie die heilige Monas in drei verschiedene, von einander gänzlich getrennte Hypostasen theilen. Denn es ist noth- S. 432 wendig,3daß mit dem Gott aller Dinge der göttliche Logos geeiniget sei und auch der hl. Geist in ihm stets bleibe und wohne; schon deßhalb ist es absolut nothwendig, daß die göttliche Trias in Einen, nemlich den einen Gott aller Dinge, den Allmächtigen, wie in einer Spitze, zusammenlaufe. Denn des unsinnigen Marcion 4 Lehre, welche die Theilung und Zerreissung der Monarchie in drei Grundwesen vorträgt, ist eine diabolische, nicht die wahre Lehren der Jünger Christi und Derjenigen, welche an den Lehren des Erlösers Gefallen finden; denn diese haben zwar von der in den hl. Schriften verkündeten Trias genaue Kenntniß, aber von drei Göttern wissen sie weder aus dem alten noch aus dem neuen Testamente.
Hier zu verstehen: Wesen, Substanzen; ὑπόστασις war auch noch auf dem nicänischen Concil gleichbedeutend mit οὐσία; erst zu den Zeiten Basilius des Gr. wurde ὑπόστασις zur Bezeichnung der göttlichen Person und οὐσία zur Bezeichnung der göttlichen Wesenheit fixirt; vgl. Kuhn, Dogm. II. 226 ff.; 239, 422, 427. ↩
D. i. in gewissem Sinne, mit gewissen Einschränkungen, nicht einen absoluten Tritheismus, wie ihn Dorner (Lehre von der Person Christi S. 749) und Baur (christl. Lehre von der Dreieinigkeit, S. I. 313) jenen Bischöfen ungerechter Weise zumuthen; vgl. Kuhn, Dogm. II. S. 280 Note. ↩
Wenn man nemlich den Tritheismus vermeiden und zugleich den christlichen Monotheismus aufrecht erhalten soll. ↩
Nicht Marcions sekbst, der nur zwei Principien, den guten und den gerechten Gott statuirte, sondern eines seiner Schülern, Syneros, welcher nach Augustinus und Eusebius der erste drei Principien lehrte: das gute, gerechte und schlechte; hier ist statt des unbekannteren Schülernamens der bekanntere Name des Lehrmeisters gesetzt. ↩
