64. Das, was wir um Christi willen leiden, gewährt, selbst wenn es bitter ist, doch Freude.
Wenn du aber hier von Thränen hörst, so vermuthe nichts Trauriges. Denn jene Thränen gewähren mehr Freude, als das Lachen dieser Welt. Wenn du das nicht glaubst, so höre Lukas, welcher erzählt, daß die mit Ruthen gestrichenen Apostel freudig aus der Versammlung weggegangen seien.1 Und doch ist das nicht die Natur der Schläge, wohl aber ist der christliche Glaube der Art, daß er sogar die Natur der Dinge beherrscht. Wenn nämlich die Schläge um Christi willen Vergnügen verursachen, was Wunder, wenn auch Thränen um seinetwillen dasselbe be- S. 254 wirken? Darum nennt auch Christus den Weg, den er als eng und mühvoll bezeichnete, wieder sowohl ein süßes Joch als eine leichte Bürde. Der Natur nämlich ist er jenes, der Liebe hingegen derjenigen, welche ihn wandeln, und der ausgezeichneten Hoffnung wird er sehr leicht. Eben deßhalb aber sieht man auch jene, welche den schmalen und mühsamen Pfad gewählt haben, freudiger, als die, welche den breiten und weiten Weg wandeln, nicht als ob sie keine Trübsale hätten, sondern weil sie über dieselben erhaben sind und nichts der Art leiden, was die Andern zu leiden pflegen. Denn es hat auch dieses Leben seine Trübsale; wenn man sie aber mit jenen der Ehe vergleicht, so verdienen sie nicht einmal den Namen Trübsale.
Apostelgesch. 5, 40. ↩
