3.
Von erstaunlicher Unverschämtheit aber zeugt es, wenn sich die gotteslästerliche und sittenlose Gesellschaft der Manichäer sogar ohne Zögern als die züchtige Braut Christi anpreist (416,8)! Doch was erreicht sie damit bei den wahrhaft reinen Gliedern der heiligen Kirche anderes, als dass sich diese an jene Warnung des Apostels vor solchen Verführern erinnert (II Kor. 11,2 f.): Ich habe euch dem einen Mann verlobt, um euch als reine Braut zu Christus zu führen. Ich fürchte aber, wie einst die Schlange Eva mit ihrer Arglist täuschte, könntet auch ihr euch in euren Gedanken von der reinen Gesinnung, die auf Christus gerichtet ist, abbringen lassen. Was tun nämlich diese ‛Verkünder eines andern Evangelium als das was wir empfangen haben (cf. Gal. 1,8)’ anderes als dass sie uns von der reinen Gesinnung, die wir für Christus bewahren, abbringen, wenn sie das Gesetz Gottes, nur weil es altüberliefert ist, missbilligen, ihre eigene Irrlehre dagegen, weil sie neu ist, hochloben? Als ob man alles Alte meiden, nach allem Neuen greifen müsste, während doch genau umgekehrt der Apostel Johannes das alte Gebot lobend erwähnt (cf. I Joh. 2,7) und der Apostel Paulus dazu auffordert, sich fernzuhalten vom gemeinen modischen Geschwätz (cf. I Tim. 6,20; II Tim. 2,16). So möchte auch ich dir, wahre Braut des wahren Christus, katholische Kirche, zureden, so gut es meine bescheidenen Kräfte mir erlauben, in meiner Eigenschaft als dein Sohn und Diener, dazu berufen, meinen Glaubensbrüdern, die zu dir gehören, das Brot auszuteilen: bleib jederzeit, so wie du es schon jetzt bist, auf der Hut vor der gewissenlosen Angeberei der Manichäer, die du schon kennenlerntest, als sie die Deinen auf Irrwege geführt hat, und die bei ihrer Rettung blossgestellt wurde. Jene Irrlehre hatte mich einst aus deinem Schoss herausgerissen; nachdem ich an mir erfahren hatte, was ich nie hätte erfahren dürfen, bin ich ihr entkommen. Doch hoffe ich, dass dir auch meine Irrwege Nutzen gebracht haben, so wie jetzt meine Rettung deiner Sache dient. Hätte mir nämlich dein wahrer und wahrhaftiger Bräutigam, aus dessen Seite du geschaffen wurdest, nicht mit seinem wahren Blut die Vergebung der Sünden bewirkt, dann hätte mich der Schlund der Lüge verschluckt, und die Schlange hätte mich, zu Erde geworden, unrettbar verschlungen. Lass dich nicht täuschen durch das Etikett der Wahrheit! Du allein besitzest sie in deiner Milch und in deinem Brot; in jenem Lügengebäude der Manichäer dagegen ist sie nur Aufschrift, nicht wirklich vorhanden! Gewiss, für deine erwachsenen Kinder musst du dir keine Sorgen machen; die Kleinen aber will ich zu dir hin scheuchen, meine Brüder, meine Kinder, meine Herren, die du wie das Gelege unter deinen sorgsamen Flügeln hegst oder wie Neugeborene mit deiner Milch nährst, du sündenlos fruchtbare jungfräuliche Mutter. Diese deine zarten Kleinen will ich zu dir hin scheuchen, damit sie sich nicht aus schwatzhafter Neugier von dir entfernen, sondern jeden verfluchen, der ihnen ein anderes Evangelium verkündet als das, was sie empfangen haben (cf. Gal. 1,8), und damit sie nicht den wahren und wahrhaftigen Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind (cf. Kol. 2,3/Is. 45,3; prov. 2,3; Sir. 1,25), und die Fülle seiner Güte, die er vor denen verbarg, die sich vor ihm fürchten, denen aber zukommen liess, die auf ihn hoffen, verlassen (cf. Ps. 30,20). Wie kann man dagegen hier, beim Verkünder eines betrügenden Christus, Worte des wahrhaftigen Christus finden? Achte nicht auf die Anwürfe dieser Menschen, im sicheren Wissen, dass du dich für die Verheissung des ewigen Lebens als Brautgeschenk deines Bräutigams entschieden hast, d.h. für diesen Bräutigam selber, da er selber das ewige Leben ist.
