11.
Unsere Kirche aber, welche die Lehre des Apostels vor der Falschheit der Schlange, die dich verdorben hat, warnt, weil sie diese als reine Jungfrau zu Christus hinführen will (cf. II Kor. 11,2), diese Kirche anerkennt den Gott der Propheten als den wahren Gott, als ihren Gott. Seiner Endverheissung (438,10) glaubt sie ohne Sorge, nachdem sie schon so viele seiner Verheissungen erfüllt sieht; und niemand behauptet, sie habe die Propheten, auf die sie sich in den Schriften der Juden beruft, nach Kenntnis der Gegenwart selber erfunden. Was gibt es Unglaublicheres als die Verheissung, die Abraham empfangen hat (gen. 22,18): In deinem Nachkommen werden alle Völker gesegnet sein? Und welche Verheissung ist deutlicher in Erfüllung gegangen als diese? Und dies ist gewiss die Endverheissung, die der Prophet kurz in folgende Worte fasst (Ps. 83,5): Glückselig, die wohnen in deinem Haus; sie werden dich preisen in alle Ewigkeit. Denn wenn einmal aller Mangel zu Ende, und der letzte Feind, der Tod, entmachtet sein wird (cf. I Kor. 15,26), wird ihnen in sorglosem Dasein das immerwährende Lob Gottes obliegen, und keiner wird hier mehr hinzukommen, und keiner wird von hier weggehen. Dies beschreibt der Prophet an anderer Stelle mit folgenden Worten (Ps. 147,1 f.): Lobe, Jerusalem, den Herrn, preise deinen Gott, Sion, denn er verstärkte die Riegel deiner Tore, er segnete deine Kinder, die in dir wohnen. Wenn die Tore geschlossen sind, wird niemand eintreten, niemand wird hinausgehen. Ähnlich sagt auch der Bräutigam selber im Evangelium zu den törichten Jungfrauen, die noch anklopfen, dass er ihnen nicht öffnen werde (cf. Mt. 25,11 f.). Dieses Jerusalem, die heilige Kirche, die Braut Christi, wird in der Apokalypse des Johannes noch beredter und ausführlicher beschrieben. Und die reine Jungfrau würde jener prophetischen Verheissung (Ps. 147,1 f.) kaum Glauben schenken, wenn sie nicht bereits erfüllt sähe, was ihr durch dieselbe Prophetie für die jetzige Zeit vorhergesagt wurde (Ps. 44,11 ff.): Höre Tochter, sieh her und neige dein Ohr und vergiss dein Volk und das Haus deines Vaters. Denn der König verlangt nach deiner Schönheit, er ist ja dein Gott, und die Töchter von Tyrus werden ihn mit ihren Gaben verehren; deinem Antlitz werden huldigen die Reichen des Volkes. Die ganze Herrlichkeit der Königstochter kommt von innen, sie ist in bunter Pracht umhüllt mit goldenen Quasten; es werden zum König geführt die Jungfrauen in ihrem Gefolge, ihre Freundinnen werden zu dir geführt, unter Jubel und Freude werden sie zum Tempel des Königs geleitet. An Stelle deiner Väter werden dir Söhne geboren, du wirst sie zu Fürsten machen über das ganze Land; sie werden deiner eingedenk bleiben Generation für Generation; darum werden die Völker dich lobpreisen auf ewig und für alle Zeiten. Du aber, du Unglückselige, die du von der Schlange verdorben wurdest, wann endlich willst du auch nur darüber nachzudenken, was denn diese Schönheit der Königstochter, die von innen kommt (ib. 14) eigentlich ist? Damit ist nämlich die Reinheit des Denkens gemeint, etwas was bei dir so verdorben ist, dass dir die Augen nur aufgingen (cf. Gen. 3,7), um Sonne und Mond zu verehren, als ob du durch das gerechte Urteil Gottes vom Baum des Lebens – was nichts anderes bedeutet als die ewige und innerliche Weisheit –, verstossen wärest, und nichts anderes mehr als Wahrheit und Weisheit bezeichnen und betrachten könntest als jenes Licht, das du mit zugekniffenen Augen aufnimmst, ins Unermessliche vergrösserst, in mythischen Bildern endlos abwandelst und in deinem schamlosen Geist hin und her wälzest. Das sind deine durch und durch verabscheuungswürdigen Hurereien! Und trotzdem sagt die Wahrheit geduldig: Denk darüber nach und kehre zu mir zurück. Kehre zu mir zurück und du wirst geläutert werden; du wirst wieder heil werden, wenn du über dich selbst erschrickst und in meine Arme kommst. Hör darauf, das sagt die echte Wahrheit, die nicht in vorgetäuschten Gestalten mit dem Volk der Finsternis kämpfte, und die dich nicht vorgetäuschtem Blut loskaufte
