54. Kapitel. Besuch des Antonius bei den Brüdern.
Einmal wurde er von den Mönchen gebeten, zu ihnen nach Unterägypten zu kommen und eine Zeitlang sie und ihre Niederlassungen zu besuchen; da zog er mit den Mönchen, die zu ihm gekommen waren; ein Kamel trug ihnen Brot und Wasser. Denn diese ganze Wüste ist wasserlos, und es gibt dort überhaupt kein Trinkwasser außer bei jenem Berge, wo seine Einsiedelei war; hier schöpften sie es auch für sich. Als nun das Wasser auf dem Wege ausging und die brennendste Hitze herrschte, da gerieten sie alle in große Gefahr. Sie streiften in der Gegend umher und fanden kein Wasser; endlich konnten sie nicht mehr gehen, legten sich zu Boden, ließen das Kamel laufen und verzweifelten an ihrer Rettung. Als der greise Antonius alle in Gefahr sah, geriet er in große Betrübnis und seufzte; dann ging er ein wenig von ihnen abseits, beugte die Knie, breitete die Arme aus und betete; und sogleich ließ der Herr an dem Ort, wo er im Gebete stand, Wasser herausströmen. Alle tranken nun und erholten sich; S. 741 sie füllten die Schläuche, suchten das Kamel und fanden es. Das Halfter hatte sich nämlich zufällig um einen Stein geschlagen, und das Tier war so festgehalten worden. Sie führten es nun herbei, tränkten es, beluden es mit den Schläuchen und setzten ihren Weg unversehrt fort. Als Antonius zu den Klöstern, die außerhalb der Wüste lagen, kam, da begrüßten ihn alle, wie wenn sie ihren Vater sähen. Er selbst beschenkte sie mit seinen Erzählungen, die er gleichsam wie eine Wegzehrung von seinem Berge mitbrachte und teilte ihnen von seinen nützlichen Erfahrungen mit. Und wieder war Freude auf den Bergen und Eifer zum Fortschritt und Trost wegen des Glaubens untereinander.1 Auch er selbst freute sich, da er den Eifer der Mönche sah und weil er seine Schwester, die in ihrer Jungfräulichkeit zu Jahren gekommen, als Vorsteherin anderer Jungfrauen fand.2
