87. Kapitel. Die Ermahnungen des Antonius an alle Bedrängten.
So warnte er wilde Gemüter; die anderen aber, die zu ihm kamen, mahnte er so eindringlich, daß sie sogleich ihre Händel vergaßen und die selig priesen, welche sich aus diesem Leben zurückziehen könnten. Die Mißhandelten schützte er so, daß man glauben konnte, nicht die anderen, sondern er selbst sei der Leidende. So sehr war er für alle ein Vermittler des Heiles, daß viele Soldaten und reiche Leute die Bürde des weltlichen Lebens von sich warfen und dann Mönche wurden. In der Tat, er war wie ein Arzt,1 den Gott dem Lande Ägypten geschenkt hatte. Denn wer kam traurig zu ihm und kehrte nicht voll Freude heim? Wer kam weinend wegen seiner Verstorbenen und vergaß nicht sogleich sein Leid? Wer kam im Zorn, ohne daß er zur Freundschaft umgestimmt wurde? Wer kam arm und mutlos und verachtete nicht, nachdem er ihn gehört und gesehen, den Reichtum und tröstete sich in seiner Armut? Wenn ein Mönch nachlässig gewesen war und zu ihm ging, wurde der nicht noch ausdauernder? Welcher junge Mensch kam auf den Berg und verleugnete nicht sogleich, nachdem er den Antonius gesehen, die Vergnügungen und liebte die Mäßigung? Wer kam zu ihm, der von einem Dämon geplagt wurde, ohne daß er Ruhe S. 771 fand? Wer ging von Zweifeln gepeinigt und wurde nicht ruhig in seiner Seele?
Dieser Ausdruck ist vielleicht mehr als ein Bild. Man erinnere sich an das berühmte Ärztepaar Kosmas und Damianus. Vgl. dazu: W. Weyh, Die syrische Kosmas - und Damian-Legende. Progr. Schweinfurt 1910. ↩
