59. Kapitel. Die Rettung eines verdurstenden Bruders durch Antonius.
Als einmal zwei Brüder auf der Reise zu Antonius waren, ging ihnen auf dem Wege das Wasser aus; der eine starb, der andere war nahe daran. Da er nicht mehr imstande war, weiterzukommen, legte er sich auch auf die Erde und erwartete den Tod. Antonius aber, der auf dem Berge weilte, rief zwei Mönche, die zufällig bei ihm waren, drängte sie zur Eile und sagte: "Nehmt ein Gefäß mit Wasser und lauft auf dem Weg nach Ägypten; denn von zwei Wanderern ist der eine eben verschieden, der andere aber wird sterben, wenn ihr nicht eilt. Dies ist mir gerade, als ich betete, geoffenbart worden." Die Mönche gingen hin, fanden den Toten daliegen und begruben ihn, den anderen aber S. 746 riefen sie durch das Wasser zum Leben zurück und führten ihn zu dem greisen Antonius; die Entfernung betrug einen Tagemarsch. Wenn man nun nachgrübelt, warum er nicht vor dem Tode des einen gesprochen, dann handelt man nicht recht hierin. Denn die Entscheidung über den Tod lag nicht bei Antonius, sondern bei Gott, der über den einen sein Urteil sprach, während er des zweiten Gefahr enthüllte. An Antonius war nur das wunderbar, daß er auf dem Berge mit klarem Geiste saß und den Herrn zur Seite hatte, der ihm zeigte, was in der Ferne vorging.
