57. Brief der Kaiserin Licinia Eudoxia an Theodosius.1
Dem Herrn Theodosius, dem Triumphator,2 ewigen Kaiser und Vater, (entbietet) Licinia3 S. 300 Eudoxia, die gottesfürchtigste und blühende,4 ewige Kaiserin und Tochter (ihren Gruß).
Allen ist es bekannt, dass deine Sanftmut für die Christen und den katholischen Glauben so sehr besorgt und bekümmert sei, dass sie durchaus nichts zum Nachteile desselben geschehen lässt. Nachdem wir also glücklich in Rom angelangt und auf den Stufen der Basilika des heiligsten Apostels Petrus erschienen waren, trug uns der seligste Bischof der römischen Stadt mit noch sehr vielen anderen Bischöfen eine Bitte vor, indem er sagte, dass die ganze Lehre der Religion im Oriente umgestürzt werde und es so weit gekommen sei, dass der ganze Glaube der Christen sich auflöse. Er klagte nämlich auch, dass der Bischof Flavianus von Constantinopel wegen der Feindseligkeiten des alexandrinischen Bischofs vertrieben worden sei, und indem er (mich) bei der Ehrfurcht vor den ehrwürdigen Stätten selbst und bei dem Wohle euerer Sanftmut beschwor, stellte er mit den übrigen Bischöfen das Ansuchen an mich, dass ich von diesem Orte aus5 an deine Milde mein Schreiben richten möge, heiligster Herr Vater und verehrungswürdiger Kaiser! Indem ich (dich) also grüße, fordere ich (nur) Gerechtes: dass euere Friedfertigkeit diesen Angelegenheiten6 Heilung angedeihen lassen möge und das böse Geschehene zu verbessern befehle, damit alle bisherigen Entscheidungen widerrufen werden und die angeregte Sache des Glaubens und der christlichen Religion von Neuem auf einem in Italien versammelten Concil untersucht werde. Denn es wurde hierher geschrieben, der ganze Streit sei angefacht worden, S. 301 das der Bischof Flavianus von den menschlichen Angelegenbeiten entfernt werden konnte.7
Baller. I. p. 967, Mansi VI. p. 53, bei Quesnell an 2. Stelle nach dem obigen 56. Briefe, Cacciari II. p. 206, an 5. Stelle nach Num. 48 (51). ↩
in der lat. Version steht statt dessen: inclyto, dem berühmten. ↩
Im Griechischen so, im Latein.: Licinia. ↩
“Und blühende“ fehlt im Lat. ↩
So nach dem Griech.: ἀπὸ τοῦ μέρους τούτου, der lat. Interpret hat: ex hac causa, aus diesem Grunde. ↩
Statt τούτοις τοῖς πράγμασι, hat der lat. Text: his litteris. ↩
Im Griech. heißt es: ἐγράφη γὰρ ἐνταῦθα πᾶσαν φιλονεικὶαν κεκινῆσθαι, ὥστε φλαυιανὸν τὸν ἐπίσκοπον ἐκ τῶν ἀνθρωπίνων πραγμάτων ἐπαρθῆναι, latein: Scriptum est enim, hic omnem contentionem motam, quatenus Flavianus Episcopus ex humanis rebus potuisset auferri, wobei also ἐνταῦθα irrig zu κεκινῆσθαι bezogen ist; „von den menschlichen Dingen“ heißt nach der von den Ballerini approbierten Erklärung des Baluzius so viel als: von der Gemeinschaft der Menschen, von der Verwaltung menschlicher Angelegenheiten, vom Amte. Der Streit sei also nicht so sehr des Glaubens wegen entstanden, sondern aus persönlicher Feindschaft und Eifersucht des Bischofs von Alexandrien gegen Flavianus. ↩
