25. Brief des Bischofs Petrus Chrysologus von Ravenna an den Priester Eutyches.1
Einleitung
Wie schon bei dem Briefe des Eutyches an den Papst Leo2 bemerkt wurde, suchte jener gegen das Urteil der Synode von Konstantinopel Schutz und Hilfe bei den Bischöfen des Abendlandes; ausser dem Papste war wohl kein anderer Bischof des Abendlandes zu diesem Zwecke von so großer Bedeutung, als der Bischof von Ravenna, der Residenz des abendländischen Kaisers Valentinianus; es ist demnach begreiflich, dass Eutyches vor allem auch diesen für sich zu gewinnen suchte. Sein Schreiben an ihn besitzen wir nicht3 nur die Antwort des Petrus Chrysologus. Was nun zunächst den Text dieses Antwortschreibens betrifft, so wurden bezüglich der Echteit des zweiten Kapitels von S. 185 Quesnell Bedenken erhoben, weil in sehr vielen Handschriften nur das erste Kapitel vorkommt; die Ballerini aber weisen die Authentie beider Kapitel nach und erklären auch, weshalb so viele Codices nur das erste Kapitel enthalten. Weiterhin sprechen sich die Ballerini auf Grund der großen Verschiedenheit des Stiles zwischen den zwei Kapiteln des Briefes dahin aus, dass der lateinische Text des ersten Kapitels der Originaltext sei, welcher mit der sonstigen Redeweise des Heiligen übereinstimme und klar und verständlich sei, hingegen die Unverständlichkeit und teilweise Unrichtigkeit des zweiten Kapitels darauf hinweise, dass wir hier nur die ungeschickte Rückübersetzung aus dem Griechischen vor uns haben. Bezüglich der Abfassungszeit endlich entscheiden sich die Ballerini für den Februar des J. 449 gegen andere, welche unseren Brief in den Mai oder einen noch späteren Monat verlegen wollen; sie stellen es nämlich als höchst wahrscheinlich dar, dass der Überbringer der Briefe des Kaisers und des Eutyches an den Papst von Rom nach Ravenna zum Kaiser gegangen und dabei den Brief des Eutyches dem Petrus Chrysologus eingehändigt habe, und dass derselbe mit der Antwort des Kaisers Valentinianus auch die des Petrus Chrysologus mitbekam, also zu derselben Zeit beiläufig, als Papst Leo obige zwei Briefe schrieb.
Inhalt
*1. (Der Schreiber) erklärt, dass gegen die Bekämpfer der Menschwerdung des Wortes schon längst die Entscheidung getroffen worden sei, und dass man dieselbe nicht erforschen dürfe, sondern mit Ehrerbietung und Furcht an sie glauben müsse.
2. Er rät dem Eutyches, auf die Schriften des römischen Bischofs in Gehorsam zu achten, weil Petrus, welcher die Vorsteher seines Stuhles leitet, denen, die da suchen, die Wahrheit des Glaubens bietet. S. 186
Baller. I. p. 769 u. II. p. 1403, Mansi V. p. 1343, bei Quesnell nach Num. 23 (seiner Num. 54 unserer Zählung), ebenso bei Cacciari II. p. 111, Hinschius p. 600 als Num. 27, (nur das 1. c. und dem etwas veränderten Satze des 2.: „ Dies meine ganze Antwort auf dein Schreiben, teuerster Bruder“). ↩
S. oben S. 167 den 21. Brief. ↩
S. oben S. 167 über den Inhalt oder Wortlaut desselben die Vermutung Quesnells. ↩
