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Über die Seele. (BKV)
23. Cap. Abfertigung der gnostischen und Platonischen Theorie über die Entstehungsweise der Seele.
Einige bilden sich ein, vom Himmel gekommen zu sein, und schmeicheln sich mit derselben Festigkeit der Überzeugung, unfehlbar wieder dorthin zurückzukehren. So z. B. Saturninus, der Schüler des Menander, der die Lehre aufgebracht hat, der Mensch, von den Engeln gebildet, sei erst ein hinfälliges, kraftloses und haltloses Machwerk gewesen und habe, unfähig zu stehen, auf der Erde wie ein Wurm gezappelt, sodann habe er durch das Mitleid des höchsten Wesens, nach dessen Bilde, aber nach dessen nicht vollständig erkanntem Bilde er vorschnell konstruiert worden sei, ein kleines Fünkchen Leben erlangt, dieses habe ihn erweckt, S. 323 aufgerichtet, kräftiger beseelt und werde ihn nach Ablauf des Lebens zu seinem Ausgange zurückführen.
Karpokrates aber nimmt nur so viel von den höheren Stoffen für sich in Anspruch, dass seine Schüler ihre Seelen bereits Christo gleichstellen, natürlich noch mehr den Aposteln und auch noch beliebig darüber. Sie wollen sie von der erhabenen Macht empfangen haben, welche die mächtigen Herrschaften der Welt verachtet.
Apelles berichtet, die Seelen seien mit Hilfe irdischer Speisen aus ihren überhimmlischen Sitzen herausgelockt worden durch den Feuerengel, den Gott Israels, der der unsrige ist, und der sie sodann mit sündhaftem Fleische bekleidet und darin festgebannt habe.1
Der Schwarm der Valentinianer stopft den Samen der Sophia in die Seele, wodurch sie die Geschichten und Liebesromane ihrer Äonen in sichtbaren Bildern erkenne.
Ich bedaure, dass Plato, ohne es zu ahnen, zum Spezereikrämer für sämtliche Häretiker geworden ist. Denn er lehrt im Phaedon, dass die Seelen von hier dorthin gehen, und von dort hierher;2 und im Timaeus, dass die Erzeugten Gottes, als ihnen die Hervorbringung der sterblichen Wesen anvertraut war, den unsterblichen Seelenkeim in Empfang nahmen und ihn in die Eishülle eines sterblichen Körpers versetzten. Diese gegenwärtige Welt sodann sei das Abbild einer andern.
Um alles dieses glaubwürdig und annehmbar zu machen, nämlich erstens, dass die Seele früher in den höhern Regionen mit Gott im Verkehr der Ideen gestanden habe und zweitens, dass sie von dort herüberkomme und hier durchdenke, was sie ehemals aus den Ideen gelernt hat, dafür hat er einen neuen Beweis ausgeklügelt und sagt, die μαθήσεις [mathēseis] seien nur ἀναμνήσεις [anamnēseis], d. h. das Lernen sei nur ein Erinnern. Die von dort hieher kommenden Seelen hätten vergessen, wo sie früher waren und erinnerten sich erst in der Folge wieder daran, durch die gegenwärtigen sichtbaren Dinge belehrt. Da Plato mit diesem Argumente eben die Lehren annehmbar zu machen sucht, welche die Häretiker von ihm entlehnen, so werde ich die letzteren hinlänglich widerlegen, wenn ich die platonische Beweisführung über den Haufen werfe.
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A Treatise on the Soul
Chapter XXIII.--The Opinions of Sundry Heretics Which Originate Ultimately with Plato.
Some suppose that they came down from heaven, with as firm a belief as they are apt to entertain, when they indulge in the prospect of an undoubted return thither. Saturninus, the disciple of Menander, who belonged to Simon's sect, introduced this opinion: he affirmed that man was made by angels. A futile, imperfect creation at first, weak and unable to stand, he crawled upon the ground like a worm, because he wanted the strength to maintain an erect posture; but afterwards having, by the compassion of the Supreme Power (in whose image, which had not been fully understood, he was clumsily formed), obtained a slender spark of life, this roused and righted his imperfect form, and animated it with a higher vitality, and provided for its return, on its relinquishment of life, to its original principle. Carpocrates, indeed, claims for himself so extreme an amount of the supernal qualities, that his disciples set their own souls at once on an equality with Christ (not to mention the apostles); and sometimes, when it suits their fancy, even give them the superiority--deeming them, forsooth, to have partaken of that sublime virtue which looks down upon the principalities that govern this world. Apelles tells us that our souls were enticed by earthly baits down from their super-celestial abodes by a fiery angel, Israel's God and ours, who then enclosed them firmly within our sinful flesh. The hive of Valentinus fortifies the soul with the germ of Sophia, or Wisdom; by means of which germ they recognise, in the images of visible objects, the stories and Milesian fables of their own AEons. I am sorry from my heart that Plato has been the caterer to all these heretics. For in the Phaedo he imagines that souls wander from this world to that, and thence back again hither; whilst in the Timaeus he supposes that the children of God, to whom had been assigned the production of mortal creatures, having taken for the soul the germ of immortality, congealed around it a mortal body,--thereby indicating that this world is the figure of some other. Now, to procure belief in all this--that the soul had formerly lived with God in the heavens above, sharing His ideas with Him, and afterwards came down to live with us on earth, and whilst here recollects the eternal patterns of things which it had learnt before--he elaborated his new formula, matheseis anamneseis, which means that "learning is reminiscence;" implying that the souls which come to us from thence forget the things amongst which they formerly lived, but that they afterwards recall them, instructed by the objects they see around them. Forasmuch, therefore, as the doctrines which the heretics borrow from Plato are cunningly defended by this kind of argument, I shall sufficiently refute the heretics if I overthrow the argument of Plato.