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Über die Seele. (BKV)
32. Cap. Dass die Menschenseelen auch in Tierleiber und sogar in Pflanzen wandern, ist undenkbar, weil dies die Identität der Einzelseele aufheben würde.
Empedokles freilich faselte davon, er sei ein Gott; deshalb glaube ich, verschmähte er es, die Erinnerung zu haben, dass er ein Heros gewesen sei, und erklärte: Ich war ein Strauch und ein Fisch. Warum nicht lieber, da er so ohne Salz war, auch eine Melone und, da er so aufgeblasen war, ein Chamäleon? Offenbar geschah es auch in seiner Eigenschaft als Fisch, dass er in den Ätna sprang, um sich lieber braten zu lassen, als in einem verborgenen Grabe zu verwesen. Vonda an mag es bei ihm mit der Metensomatosis wohl aus gewesen sein, wie eine sommerliche Mahlzeit mit dem Braten schliesst.
Wir müssen darum hier gegen einen noch ungeheuerlicheren Wahn ankämpfen, denjenigen, der auch Tiere aus Menschen und umgekehrt Menschen aus Tieren hervorgehen lässt. Mit den Sträuchern mag's denn so bleiben. Wir brauchen dies nur im Fluge zu thun, um uns nicht veranlasst zu sehen, Spässe zu machen, statt zu belehren. Wir behaupten, die menschliche Seele kann auf keine Weise in Tiere übertragen werden, S. 338 auch wenn sie, wie die Philosophen lehren, aus elementaren Substanzen ihren Anfang nähme. Entweder ist die Seele Feuer, Wasser, Blut, Hauch, Luft oder Licht, jedenfalls müssen wir bedenken, dass es Tiere gibt, welche diesen einzelnen Arten von Dingen entgegengesetzt sind, dem Feuer die kalten Tiere, die Schlangen, Eidechsen, Salamander und alle, welche aus dem entgegengesetzten Elemente hervorgehen, nämlich dem Wasser. Umgekehrt sind dem Wasser entgegengesetzt die trockenen und saftlosen; es freuen sich der Trocknis nämlich die Heuschrecken, Schmetterlinge und Chamäleone. Dem Blut sind die entgegengesetzt, welche dessen Röte entbehren, die Schnecken, Würmer und der grössere Teil der Fische, dem Hauche entgegengesetzt die, welche nicht zu atmen scheinen, die der Lungen und Luftröhren entbehren, die Mücken, Ameisen, Spinnen und die kleinen Tiere dieser Art, der Luft sind entgegengesetzt die, welche immer unter der Erde oder dem Wasser lebend des Einatmens derselben entbehren, dem Lichte entgegengesetzt die gänzlich blinden und die, welche nur Augen für die Finsternis haben, die Maulwürfe, Fledermäuse und Nachteulen. So viel, um nur aus offen daliegenden und bekannten Wesen Belehrung zu schöpfen.
Wollte ich die Atome des Epikur aufgreifen, auf die Zahlen des Pythagoras sehen, an die Ideen des Plato anrennen und mich der Entelechien des Aristoteles bemächtigen, so würde ich doch vielleicht auch Tiere finden, welche ich diesen Klassen von Dingen unter dem Titel der Gegenteiligkeit entgegensetzen könnte. Aus welcher von den genannten Substanzen auch die Seele bestehen möge, so hätte, behaupte ich, keine Wiederherstellung derselben in Tiere stattfinden können, die allen diesen Substanzen so sehr entgegengesetzt sind, und sie hätte sich infolge ihrer Überführung nicht können einer Klasse von Wesen anschliessen, bei denen sie anstatt einer Zulassung und Aufnahme Zurückweisung und Ausschliessung zu erwarten gehabt hätte, in kraft dieses ersten Gegensatzes, der eine Verschiedenheit des wesentlichen Zustandes behauptet, sodann auch in kraft der übrigen Gegensätze, die infolge der Entwicklung einer jeden Natur eintreten. Denn die menschliche Seele hat ganz andere Wohnsitze, Lebensweise, Ausstattung, Sinne, Affekte, Fortpflanzung und Nachkommenschaft erhalten; ebenso sind ihre Anlagen, Thätigkeiten, Freuden, Abneigungen, Laster, Begierden, Vergnügungen, Krankheiten, Arzneien, zuletzt auch ihre Lebensformen und Todesarten ganz eigentümliche.
Wie sollte also die Seele, welche, vor jeder Höhe und jeder Tiefe bange, an der Erde haftet, die durch blosses Treppensteigen zu ermüden und schon in einem Badebassin zu ersäufen ist, sich später als Adler in den Lüften schwenken oder sich als Aal im Meere herumtummeln können? Wie sollte sie, die an anständige, ausgesuchte und wohl zubereitete Nahrung gewöhnt ist, ich will nicht einmal sagen, Stroh, sondern sogar S. 339 Disteln, bittere Feldkräuter, Mistkäfer und giftiges Gewürm verzehren können, wenn sie in eine Ziege oder in eine Wachtel gewandert ist; wie sollte sie, die sich denn doch immer ihrer selbst bewusst bleibt, vollends Aas, am Ende wohl gar menschliches verschlingen können, wenn sie in einem Bären oder Löwen steckt?! Auf ähnliche Weise wird man auch die übrigen Behauptungen der Ungereimtheit überführen. Wir wollen uns aber nicht länger bei Erörterung alles einzelnen aufhalten.
Was soll die Menschenseele dann, welches auch immer ihre Ausdehnung, welches auch ihr Umfang sein mag, in den Tierkörpern thun, die entweder, viel grösser oder viel kleiner sind als sie? Es ist notwendig, dass jeder Leib von seiner Seele ausgefüllt und jede Seele von ihrem Leibe bedeckt wird. Wie soll nun die Menschenseele einen Elefanten ausfüllen? Wie soll sie von einer Mücke bedeckt werden? Wenn sie um ebenso vieles ausgedehnt oder zusammengepresst werden muss, so wird es wahrhaftig mit ihr schlimm stehen. Darum füge ich hinzu: wenn sie auf keine Weise in Tierkörper übertragen werden kann, da diese ihr weder an Körpermaass noch hinsichtlich ihrer übrigen Naturgesetze entsprechen, wird sie sich dann eine den Eigenschaften, den Arten und der Lebensweise jener Tiere entsprechende Veränderung gefallen lassen, deren Lebensweise der menschlichen so ganz entgegengesetzt ist, und dadurch selbst etwas von einer Menschenseele gänzlich verschiedenes werden? Liesse sie aber eine solche Veränderung mit Verlust ihres frühern Seins zu, so würde sie auch nicht mehr sein, was sie früher war, und wenn sie das nicht mehr ist, so wäre damit die Metensomatosis abgethan und man dürfte sie natürlich einer Seele, welche infolge der geschehenen Veränderung nicht mehr existiert, nicht beilegen. Denn es könnte von einer Metensomatosis nur bei einem Dinge die Rede sein, welches, wenn es sie erlitte, doch in demselben Zustande bliebe.
Wenn die Seele also keine Veränderung erleiden kann, um nicht ihre Identität einzubüssen, noch auch in demselben Zustande verharren, weil dieser so Entgegengesetztes nicht zulässt, so suche ich nach irgend einer glaubhaften Ursache einer solchen Übertragung. Wenn manche Menschen auch in Hinsicht ihrer Sitten, Anlagen und Neigungen mit den Tieren auf gleicher Stufe stehen und Gott selbst spricht: „Der Mensch ist gleich geworden vernunftlosen Tieren”,1 so brauchen darum doch nicht aus Räubern Habichte, aus geilen Menschen Hunde, aus streitsüchtigen Panther, aus rechtschaffenen Schafe, aus geschwätzigen Schwalben, aus schamhaften Tauben zu werden, als wenn die Seelensubstanz in den Eigenschaften der Tiere ihre Natur überall wiederholte. Etwas ganz anderes als die Substanz ist die Natur der Substanz. Die Substanz ist für jede Sache eine besondere, S. 340 die Beschaffenheit aber kann eine gemeinschaftliche sein. Sieh dich nach einem Beispiel um! Der Stein und das Eisen sind Substanzen, Härte ist die Natur des Steines sowie der Eisensubstanz. Die Härte stimmt überein, die Substanz ist unterschieden. Weich ist die Wolle und weich die Feder; ihre natürlichen Eigenschaften sind gleich, ihre Wesenheiten nicht. So kann dem Menschen der Name eines wilden Tieres oder auch eines sanften gegeben werden, aber die Seelen beider sind doch nicht dieselben. Die Ähnlichkeit der Natur wird gerade dann hervorgehoben, wenn man eine Verschiedenheit der Substanzen wahrnimmt. Eben dadurch, dass man einen Menschen mit einem wilden Tiere gleichstellt, gesteht man zu, ihre Seelen seien nicht dieselben. Man nennt sie ja ähnlich, nicht identisch. So lautet auch der Ausspruch Gottes, der den Menschen dem Vieh gleichstellt in Hinsicht seiner Beschaffenheit, nicht seiner Substanz. Gott würde den Menschen nicht auf diese Weise getadelt haben, wenn er wusste, dass derselbe seiner Substanz nach ein Vieh sei.
Ps. 41, 21.[lies: Ps. 48, 21] [hebr.: Ps. 49, 21] ↩
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A Treatise on the Soul
Chapter XXXII.--Empedocles Increased the Absurdity of Pythagoras by Developing the Posthumous Change of Men into Various Animals.
But the fact is, Empedocles, who used to dream that he was a god, and on that account, I suppose, disdained to have it thought that he had ever before been merely some hero, declares in so many words: "I once was Thamnus, and a fish." Why not rather a melon, seeing that he was such a fool; or a cameleon, for his inflated brag? It was, no doubt, as a fish (and a queer one too!) that he escaped the corruption of some obscure grave, when he preferred being roasted by a plunge into AEtna; after which accomplishment there was an end for ever to his metensomatosis or putting himself into another body--(fit only now for) a light dish after the roast-meat. At this point, therefore, we must likewise contend against that still more monstrous presumption, that in the course of the transmigration beasts pass from human beings, and human beings from beasts. Let (Empedocles') Thamnuses alone. Our slight notice of them in passing will be quite enough: (to dwell on them longer will inconvenience us,) lest we should be obliged to have recourse to raillery and laughter instead of serious instruction. Now our position is this: that the human soul cannot by any means at all be transferred to beasts, even when they are supposed to originate, according to the philosophers, out of the substances of the elements. Now let us suppose that the soul is either fire, or water, or blood, or spirit, or air, or light; we must not forget that all the animals in their several kinds have properties which are opposed to the respective elements. There are the cold animals which are opposed to fire--water-snakes, lizards, salamanders, and what things soever are produced out of the rival element of water. In like manner, those creatures are opposite to water which are in their nature dry and sapless; indeed, locusts, butterflies, and chameleons rejoice in droughts. So, again, such creatures are opposed to blood which have none of its purple hue, such as snails, worms, and most of the fishy tribes. Then opposed to spirit are those creatures which seem to have no respiration, being unfurnished with lungs and windpipes, such as gnats, ants, moths, and minute things of this sort. Opposed, moreover, to air are those creatures which always live under ground and under water, and never imbibe air--things of which you are more acquainted with the existence than with the names. Then opposed to light are those things which are either wholly blind, or possess eyes for the darkness only, such as moles, bats, and owls. These examples (have I adduced), that I might illustrate my subject from clear and palpable natures. But even if I could take in my hand the "atoms" of Epicurus, or if my eye could see the "numbers" of Pythagoras, or if my foot could stumble against the "ideas" of Plato, or if I could lay hold of the "entelechies" of Aristotle, the chances would be, that even in these (impalpable) classes I should find such animals as I must oppose to one another on the ground of their contrariety. For I maintain that, of whichsoever of the before-mentioned natures the human soul is composed, it would not have been possible for it to pass for new forms into animals so contrary to each of the separate natures, and to bestow an origin by its passage on those beings, from which it would have to be excluded and rejected rather than to be admitted and received, by reason of that original contrariety which we have supposed it to possess, 1 and which commits the bodily substance receiving it to an interminable strife; and then again by reason of the subsequent contrariety, which results from the development inseparable from each several nature. Now it is on quite different conditions 2 that the soul of man has had assigned to it (in individual bodies 3 ) its abode, and aliment, and order, and sensation, and affection, and sexual intercourse, and procreation of children; also (on different conditions has it, in individual bodies, received especial) dispositions, as well as duties to fulfil, likings, dislikes, vices, desires, pleasures, maladies, remedies--in short, its own modes of living, its own outlets of death. How, then, shall that (human) soul which cleaves to the earth, and is unable without alarm to survey any great height, or any considerable depth, and which is also fatigued if it mounts many steps, and is suffocated if it is submerged in a fish-pond,--(how, I say, shall a soul which is beset with such weaknesses) mount up at some future stage into the air in an eagle, or plunge into the sea in an eel? How, again, shall it, after being nourished with generous and delicate as well as exquisite viands, feed deliberately on, I will not say husks, but even on thorns, and the wild fare of bitter leaves, and beasts of the dung-hill, and poisonous worms, if it has to migrate into a goat or into a quail?--nay, it may be, feed on carrion, even on human corpses in some bear or lion? But how indeed (shall it stoop to this), when it remembers its own (nature and dignity)? In the same way, you may submit all other instances to this criterion of incongruity, and so save us from lingering over the distinct consideration of each of them in turn. Now, whatever may be the measure and whatever the mode of the human soul, (the question is forced upon us,) what it will do in far larger animals, or in very diminutive ones? It must needs be, that every individual body of whatever size is filled up by the soul, and that the soul is entirely covered by the body. How, therefore, shall a man's soul fill an elephant? How, likewise, shall it be contracted within a gnat? If it be so enormously extended or contracted, it will no doubt be exposed to peril. And this induces me to ask another question: If the soul is by no means capable of this kind of migration into animals, which are not fitted for its reception, either by the habits of their bodies or the other laws of their being, will it then undergo a change according to the properties of various animals, and be adapted to their life, notwithstanding its contrariety to human life--having, in fact, become contrary to its human self by reason of its utter change? Now the truth is, if it undergoes such a transformation, and loses what it once was, the human soul will not be what it was; and if it ceases to be its former self, the metensomatosis, or adaptation of some other body, comes to nought, and is not of course to be ascribed to the soul which will cease to exist, on the supposition of its complete change. For only then can a soul be said to experience this process of the metensomatosis, when it undergoes it by remaining unchanged in its own (primitive) condition. Since, therefore, the soul does not admit of change, lest it should cease to retain its identity; and yet is unable to remain unchanged in its original state, because it fails then to receive contrary (bodies),--I still want to know some credible reason to justify such a transformation as we are discussing. For although some men are compared to the beasts because of their character, disposition, and pursuits (since even God says, "Man is like the beasts that perish" 4 ), it does not on this account follow that rapacious persons become kites, lewd persons dogs, ill-tempered ones panthers, good men sheep, talkative ones swallows, and chaste men doves, as if the selfsame substance of the soul everywhere repeated its own nature in the properties of the animals (into which it passed). Besides, a substance is one thing, and the nature of that substance is another thing; inasmuch as the substance is the special property of one given thing, whereas the nature thereof may possibly belong to many things. Take an example or two. A stone or a piece of iron is the substance: the hardness of the stone and the iron is the nature of the substance. Their hardness combines objects by a common quality; their substances keep them separate. Then, again, there is softness in wool, and softness in a feather: their natural qualities are alike, (and put them on a par;) their substantial qualities are not alike, (and keep them distinct.) Thus, if a man likewise be designated a wild beast or a harmless one, there is not for all that an identity of soul. Now the similarity of nature is even then observed, when dissimilarity of substance is most conspicuous: for, by the very fact of your judging that a man resembles a beast, you confess that their soul is not identical; for you say that they resemble each other, not that they are the same. This is also the meaning of the word of God (which we have just quoted): it likens man to the beasts in nature, but not in substance. Besides, God would not have actually made such a comment as this concerning man, if He had known him to be in substance only bestial.