32. Auch in Briefen der Päpste Sixtus III. und Cälestin I. werden dogmatische Neuerungen verurteilt.
[43] Obgleich dieses alles reichlich und überreichlich genügt hätte, um alle ruchlosen Neuerungen zu vernichten und auszutilgen, so haben wir doch, damit an dieser Fülle nichts zu fehlen scheine, zuletzt noch eine doppelte Autorität des apostolischen Stuhles beigefügt, nämlich einmal die des hl. Papstes Sixtus, der gegenwärtig hochverehrt die römische Kirche erleuchtet, dann die seines Vorgängers seligen Angedenkens, des Papstes Cälestin, die wir auch hier einzusetzen für notwendig hielten. Es sagt also der hl. Papst Sixtus in dem Briefe, den er in der Sache des Nestorius an den Bischof von Antiochien schickte1 : Weil also, wie der Apostel S. 226sagt2 , der Glaube einer ist, welcher auch siegreich die Oberhand erhielt, so laßt uns das, was gesagt werden muß, glauben und das, was festzuhalten ist, sagen. Was ist denn nun das, was zu glauben und zu sagen ist? Er fährt fort und sagt: Nichts soll der Neuerung weiterhin verstattet sein, weil man dem Altertum nichts beifügen darf; der klare Glaube und die Gläubigkeit der Vorfahren soll durch keine Vermengung mit Schmutz getrübt werden. Es ist ganz und gar apostolisch, daß er die Gläubigkeit der Vorfahren ehrend als klares Licht bezeichnete, die neuen Ruchlosigkeiten aber als Vermengung mit Schmutz brandmarkte.
Aber auch der hl. Papst Cälestin zeigte dieselbe Art und dieselbe Überzeugung. Er schickte ein Schreiben an die gallischen Priester, in welchem er ihre Nachsicht tadelt, daß sie den alten Glauben stillschweigend preisgäben und ruchlose Neuerungen aufkommen ließen3 ; in diesem sagt er: Mit Recht fällt es uns zur Last, wenn wir durch Stillschweigen den Irrtum begünstigen; darum sollen solche zurechtgewiesen werden, es soll ihnen nicht gestattet sein, nach Belieben frei zu sprechen. Hier könnte jemand zweifelnd fragen, wer denn jene sind, die nicht nach Belieben sollen frei sprechen dürfen, die Verherrlicher des Altertums oder die Erfinder der Neuerung. Er selbst mag es sagen und selbst den Zweifel der Leser lösen; es folgt nämlich: Es höre auf, wenn die Sache sich so verhält — das heißt: Wenn es so ist, wie einige bei mir eure Städte und Provinzen anschuldigen, daß ihr in schädlicher Lässigkeit sie gewissen Neuerungen zustimmen laßt — es höre also auf, heißt es, wenn die Sache sich so verhält, die Neuerung das Altertum anzugreifen. Das also war des seligen Cälestin glückselige Entscheidung, daß nicht das Altertum aufhören solle, die Neuerung zu S. 227unterdrücken, sondern daß vielmehr die Neuerung davon ablassen solle, das Altertum anzugreifen.
Gemeint ist das Schreiben, das der hl. Sixtus III. [432 — 440] im Jahre 433 an den bekannten Bischof Johannes von Antiochien schickte, der früher den Nestorius begünstigt hatte. ↩
Ephes. 1, 5. ↩
Das Schreiben ist gerichtet gegen die semipelagianisch gesinnten Priester und Mönche in der Umgegend von Marseille; auf diese hatten zwei südgallisohe Laien Prosper und Hilarius den Papst Cälestin I. [422—432] aufmerksam gemacht. ↩
