4. Erläuterung der Glaubensregel an der donatistischen Spaltung und an der arianischen Irrlehre.
Damit aber das Gesagte noch deutlicher werde, soll es im einzelnen an Beispielen erläutert und etwas weiter ausgeführt werden, damit nicht im Streben nach allzu großer Kürze aller Eindruck der Sache durch die Eilfertigkeit der Rede hinweggenommen werde.
[5] Als zur Zeit des Donatus, von welchem die Donatisten herstammen, ein großer Teil Afrikas sich in den Aberwitz seines Irrtums hineinstürzte und uneingedenk des [christlichen] Namens, der Religion und des Bekenntnisses die gotteslästerische Verwegenheit eines S. 167Mannes der Kirche Christi vorzog, da konnten die, welche in Afrika mit Verabscheuung des ruchlosen Schismas sich an sämtliche Kirchen der Welt hielten, allein von allen jenen innerhalb des Heiligtums des katholischen Glaubens selig werden und hinterließen den Späteren ein fürwahr herrliches Vorbild, wie man nämlich in der Folgezeit nach gutem Brauche dem Wahne eines einzelnen oder doch nur weniger die gesunde Lehre aller vorziehen solle.
[6] Und als das Gift der Arianer nicht mehr einen kleinen Teil, sondern fast den ganzen Erdkreis1 angesteckt hatte, derart, daß fast alle Bischöfe des lateinischen Sprachgebietes teils durch Gewalt, teils durch List irregeführt waren und solche Finsternis über die Geister kam, daß sie nicht wußten, woran sie sich bei einer solchen Verwirrung halten sollten, da blieb in gleicher Weise jeder walire Liebhaber und Verehrer Christi dadurch, daß er den alten Glauben dem neuen Irrglauben vorzog, von aller Pest dieser Ansteckung unbefleckt. In der Gefahr dieser Zeit zeigte es sich mehr als genug, wie viel Unheil durch die Einführung einer neuen Glaubenslehre herbeigeführt wird; damals nämlich wurden nicht nur kleine Dinge, sondern sogar die größten ins Wanken gebracht2 . Nicht nur nahe und entfernte Verwandtschaften, Freundschaften und Häuser, sondern auch Städte, Völker, Provinzen, Nationen und zuletzt das ganze römische Reich wurden damals von Grund auf erschüttert und aufgewühlt. Denn jene gottlose Neuerung der Arianer nahm wie eine Kriegs- oder Rachegöttin3 zunächst den Kaiser4 gefangen und unterwarf darauf auch sämtliche Spitzen des Palastes ihren neuen Satzungen; dann aber hörte sie keineswegs S. 168auf, alles durcheinander zu mengen und zu rühren, Privates und Öffentliches, alles Heilige und Gemeine, keinen Wert mehr auf das Gute und Wahre zu legen, sondern alle nach Belieben wie von oben herab zu zerschmettern. Damals wurden Gattinnen vergewaltigt, Witwen betrübt, Jungfrauen geschändet, Klöster zerstört, Kleriker beunruhigt, Leviten geschlagen, Priester in die Verbannung getrieben, mit Heiligen überfüllt die Zuchthäuser, Kerker und Bergwerke, von denen ein sehr großer Teil, aus den Städten ausgestoßen und verjagt, in Einöden und Höhlen, unter wilden Tieren und Felsen, durch Blöße, Hunger und Durst gequält und aufgerieben hinschmachtete. Und das alles aus keinem anderen Grunde, als weil statt des vom Himmel stammenden Glaubens menschlicher Aberglaube eingeführt wird, wobei das wohlbegründete Altertum durch frevelhafte Neuerung untergraben wird, die Einrichtungen der Früheren verdrängt, die Satzungen der Väter zerrissen, die Beschlüsse der Vorfahren umgestoßen werden, ruchlose und moderne Neuerungssucht sich nicht in den so keuschen Grenzen des geheiligten und unverdorbenen Altertums hält.
Von der Synode zu Rimini 359, deren Teilnehmer sich durch Kaiser Konstantius nach langem Schwanken zur Unterschreibung einer arianischen Formel bewegen ließen, sagt der hl. Hieronymus [Dial. adv. Luciferianos c. 19]: „Der ganze Erdkreis seufzte auf und wunderte sich, daß er arianisch geworden sei." ↩
Vgl. Sallust [Jug. 10]: Nam concordia parvae res crescunt, discordia rnaximae dilabuntur. ↩
Bellona aut Futia ↩
Konstantius ↩
