1. Lob des Paphnutius.
S. a354 In jenem Reigen der Heiligen, die wie helle Sterne in der Nacht dieser Welt glänzten, sahen wir den hl. Paphnutius durch die Klarheit seines Wissens wie ein großes Licht leuchten. Er war nemlich ein Priester unserer Congregation, d. i. jener, die in der scythischen Wüste weilte, und hielt in dieser so bis in sein höchstes Alter aus, daß er nie aus der Zelle, die er in jüngern Jahren bezogen hatte, und die fünf Meilen 1 von der Kirche entfernt war, in die Nachbarschaft ging. So ließ er sich auch trotz der Altersschwäche nicht durch den weiten Weg beirren, am Sabbath 2 oder Sonntag in die Kirche zu kommen; ja es S. a355 war ihm nicht einmal genug, leer von da zurückzukehren, sondern er lud ein Gefäß mit dem Wasser, das er die ganze Woche hindurch brauchte, auf seine Schultern und trug es zur Zelle. Obwohl er das neunzigste Jahr überschritten hatte, duldete er doch nie, daß es ihm von Jüngern gebracht wurde. Dieser nun hatte sich von Jugend auf der Einübung des Klosterlebens mit solchem Eifer hingegeben, daß er schon nach kurzer Zeit ebenso reich war an dem Kleinod der Unterwürfigkeit wie an Kenntniß aller Tugenden. Durch Übung der Demuth und des Gehorsams tödtete er nämlich allen Eigenwillen ab, — und nachdem er so alle Laster getilgt und alle Tugenden vollkommen erreicht hatte, welche die Einrichtung der Klöster oder die Lehre der ältesten Väter als Grund legte, eilte er im Drang nach höherm Fortschritt in die Einsamkeit der Wüste, um dem Herrn, dem er unter den Schaaren der Brüder weilend untrennbar anzuhangen dürstete, dort um so leichter sich zu einen, wo ihn kein menschlicher Umgang mehr abzog. Auch dort übertraf er wieder die Tugend der übrigen Einsiedler mit solchem Eifer, daß er im Verlangen und Suchen nach jener beständigen und göttlichen Beschauung den Anblick Aller mied, in die ödesten und unzugänglichen Stellen der Wüste eindrang und sich lange dort verbarg, so daß er von den Anachoreten selbst nur schwer und höchst selten getroffen wurde und man glaubte, er habe den Genuß und die Wonne eines täglichen Umganges mit den Engeln. So gaben sie ihm denn wegen seiner Einsamkeit auch den Beinamen Bubalus (Waldstier, Büffel).
