25. Der Tod des Ananias, der Saphira und des Judas als Strafe für ihre Habsucht.
Durch die oben genannten Beispiele belehrt hegte auch der Fürst der Apostel die Ueberzeugung, daß Der, welcher Etwas besitzt, die Zügel der Regierung nicht führen könne, und daß es schließlich nicht auf die Größe der Summe, sondern einzig auf die Tugend der Selbstentäusserung ankomme. Deßhalb bestrafte er Ananias und Saphira, von denen oben schon die Rede war, mit dem Tode, weil sie Etwas von ihrem Vermögen zurückbehalten hatten. So erlitten Diese den Tod als Strafe für die von ihrer Habsucht eingegebene Lüge; Judas aber that ihn sich freiwillig an, gleichsam zur Sühne der durch den Verrath des Herrn auf sich geladenen Schuld. Welcher Aehnlichkeit in der Frevelthat und Strafe begegnen wir hier! Dort folgte auf die Habsucht der Verrath, hier die Täuschung. Dort wird die Wahrheit verrathen, hier die Sünde der Lüge begangen. Erscheint auch die Wirkung beider Thaten unähnlich, so wird doch Beiden dasselbe Ende zu Theil. Denn um der Armuth zu entgehen, begehrte Jener Das wieder an sich zu bringen, dem er entsagt hatte; um nicht arm zu werden, wagten Diese, von ihrem Vermögen, das sie entweder dem Apostel vertrauensvoll entgegen bringen oder ganz unter die Brüder hätten vertheilen sollen, Etwas zurückzubehalten. Und deßhalb folgt auch in beiden Fällen die Verurtheilung zum Tode, weil beide Verbrechen aus der Wurzel der Habsucht emporgesproßt sind. Wenn daher über Diejenigen, die nicht S. 171 fremde Güter begehrten, sondern die eigenen zu schonen suchten und sie nicht erwerben, sondern nur behalten wollten, ein so strenges Urtheil gefällt wurde: was soll man von Denen halten, die niemals besessenes Geld zusammenzuscharren begehren und, indem sie die Armuth vor den Menschen zur Schau tragen, vermöge ihrer habsüchtigen Gesinnung vor Gott als reich gelten?
