4.
Bedenke ferner, daß Gott vor Christi Auferstehung nur in Judäa gekannt, sein Name nur in Israel groß war. 1 Und die ihn kannten, zog es doch in die Unterwelt hinab. Wo waren aber die Menschen des ganzen Erdkreises von Indien bis Britannien, von der kalten Zone des Nordens bis zu den heißen Ländern des Atlantischen Ozeans? Wo waren die unzählbaren Völker, wo war die Menge S. b34 all dieser Nationen, die nicht nur der Sprache nach, sondern auch in Tracht und Bewaffnung sich unterschieden? 2 Wie Fische und Heuschrecken, wie Mücken und Schnaken wurden sie zermalmt; denn ohne Erkenntnis seines Schöpfers erhebt sich der Mensch nicht über das Tier. Jetzt verkünden Wort und Schrift in allen Sprachen das Leiden und die Auferstehung Christi. Ich will gar nicht reden von den Juden, Griechen und Lateinern, die der Herr bereits durch die Aufschrift am Kreuze zu seinem Glauben geweiht hat. 3 Über die Unsterblichkeit der Seele und ihre Fortdauer nach der Auflösung des Leibes, die Pythagoras 4 verzerrte, Demokrit leugnete, 5 der zum Tode verurteilte Sokrates zu seiner eigenen Beruhigung im Kerker zum Gegenstande der Unterhaltung machte, 6 philosophieren jetzt Inder und Perser, Goten und Ägypter. Die wilden Bessen 7 und die große Zahl der mit Tierfellen bekleideten Völker, die einst bei ihren Totenopfern Menschen schlachteten, haben ihre rohe Sprache umgebrochen und zum Preisgesang auf das Kreuz veredelt. In der ganzen Welt gilt jetzt nur ein Wort: Christus.
Ps. 75, 2. ↩
Vergil, Aen. VIII 723. ↩
Joh. 19, 20. ↩
Pythagoras (570—496) lehrte die Seelenwanderung. ↩
Demokrit aus Abdera (um 470—370) vertrat eine körperliche Seele, aus Feueratomen bestehend, die sich nach dem Tode zerstreuen. ↩
Vgl. Platons Apologie des Sokrates und Phaedon. ↩
Ein thrakischer, wegen seiner Räubereien berüchtigter Volksstamm. Vgl. Plin., Hist. nat. IV 11, 40; Strabo, Geogr. VII 318, 12; VIII 331, 48. ↩
