84.
1. Auch meine Meinung ist, daß der allweise Moses durch das erwähnte Verbot unzweifelhaft andeuten wollte, man dürfe diesen Tieren nicht ähnlich werden; jedoch stimme ich der angeführten Erklärung der sinnbildlich gemeinten Worte nicht zu. Denn es ist nicht möglich, daß die Natur durch Gewalt je in ihr Gegenteil verwandelt wird; vielmehr kann die Form, die ihr einmal aufgeprägt ist, durch eine äußere Einwirkung nicht in die entgegengesetzte Form umgestaltet werden; denn die äußere Einwirkung ist nicht Natur; und die äußere Einwirkung pflegt die geprägte Form zu verfälschen, aber nicht neu zu gestalten.
2.1 Denn wenn auch viele von den Vögeln mit den Jahreszeiten die Farbe und die Stimme verändern sollen (wie die Amsel, die aus einem schwarzen Vogel ein bräunlicher und aus einem schön S. a93 singenden ein kreischender wird; ebenso verändert auch die Nachtigall mit den Jahreszeiten sowohl die Farbe als auch den Gesang), so verändern sie doch nicht die Natur selbst, so daß durch eine Umwandlung aus dem Männchen ein Weibchen würde.
3. Vielmehr wenn die Vögel wie ein neues Kleid neue Federn bekommen, so bringt dies eine Art Färbung der Federn hervor; bald darauf aber verschwindet sie unter dem ungünstigen Einfluß der schlechten Jahreszeit wieder, indem die Farbe ähnlich wie eine Blume verwelkt.
4. In der gleichen Weise verliert aber auch die Stimme ihre Kraft, wenn sie unter der Kälte zu leiden hat; denn wenn sich die Haut unter dem Einfluß der umgebenden Luft zusammenzieht, so werden die Adern am Hals eingeengt und zusammengedrückt und pressen auch die ausgeatmete Luft zusammen; wenn diese aber zu sehr eingeengt ist, dann bringt sie auch einen zusammengepreßten Laut hervor.
Zu 84, 2—85, 1 vgl. Aristoteles, Hist. an. IX 49 p. 632 b 15—25. Clemens berichtigt die Auslegung des Barnabas auf Grund besserer zoologischer Kenntnisse. ↩
