111.
1. Wenn man aber wegen der Frauen in der Strenge auch etwas nachlassen muß, so soll man den Kleiderstoff so weben, daß er glatt ist und sich weich anfühlt, aber man soll ihn nicht zur Ergötzung des Auges farbig wie ein Gemälde machen; denn das Gemälde verblaßt mit der Zeit, und das Waschen und Beizen, das die Wolle durch die scharfwirkenden Farbsäfte angreift, macht das Gewebe der Gewänder schwach, was nicht einmal aus wirtschaftlichen Gründen zweckmäßig ist.
2. Es ist aber die größte Geschmacklosigkeit, wenn man so großen Wert auf die Prachtgewänder und Schleppkleider und Überwürfe legt und auf Mäntel und Leibröcke „und was immer die Blöße umhüllet“,1 wie Homeros sagt. Denn ich muß mich wirklich schämen, wenn ich sehe, welcher Reichtum vergeudet wird, nur um die Blöße zu bedecken.
3. Denn der erste Mensch im Paradies machte sich mit Zweigen und Blättern die Bedeckung für seine Blöße zurecht;2 jetzt aber, nachdem die Schafe für uns geschaffen sind, wollen wir nicht so unvernünftig sein wie Schafe, sondern uns von dem Logos erziehen lassen und die kostbaren Kleider nach ihrem wirklichen Wert beurteilen, indem wir zu ihnen sagen: Ihr seid Haare von Schafen.3 Und mag sich Milet (seiner feinen Wolle) rühmen, und mag Italien gepriesen werden,4 und mögen die Haare unter Felldecken S. a118 sorgfältig verwahrt werden,5 so dürfen doch sicherlich wir keinen Wert darauf legen.
Hom. Il. 2, 262. ↩
Vgl. Gen. 3, 7. ↩
Vgl. Lukian, Vit. Dem. 41; P. Wendland, Philos Schrift üb. d. Vorsehung S. 52; G. A. Gerhard, Phoinix von Kolophon S 26 f. ↩
Vgl. Kock CAF III p. 617 Adesp. 1259. ↩
Schafe mit besonders feiner Wolle trugen Schutzdecken; vgl. Varro, De re rust II 2, 18; Hor. Od. II 6, 10. ↩
