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1.1 Deshalb findet auch der Weise von Keos meinen Beifall, der von Tugend und Laster die ähnlichen und entsprechenden Bilder zeichnete; die eine von ihnen, die Tugend, stellte er dar, wie sie schlicht dastand, in weißem Gewand und von reiner Art, geschmückt mit nichts anderem als mit Sittsamkeit (derartig muß der Glaube beschaffen sein, tugendhaft und sittsam); die andere dagegen, die Verkörperung des Lasters, führt er ganz anders ein, mit auffallender Kleidung angetan und mit entlehnter Farbe prunkend; und ihre Bewegung und ihre Haltung, die darauf eingerichtet ist, Gefallen zu erwecken, ist als ein Schattenriß für die unzüchtigen Frauen gezeichnet.
2. Wer der Vernunft folgt, wird sich überhaupt keine schimpfliche Lust zu eigen machen; deshalb muß man auch bei der Kleidung dem Nützlichen den Vorzug geben. Und wenn der Logos in einem Psalm durch David von dem Herrn folgendes sagt: „Es erfreuten dich Töchter von Königen in deiner Pracht; zu deiner Rechten trat die Königin in einem golddurchwirkten Gewande und angetan S. a117 mit (einem Kleide mit) goldenen Fransen,“2 so hat er damit nicht das üppige Gewand bezeichnet, sondern auf den fleckenlosen Schmuck der Kirche hingewiesen der aus dem Glauben derer gewebt ist, die Erbarmen gefunden haben; denn in der Kirche „leuchtet“ Jesus, der ohne Trug ist,3 „wie Gold hervor“4 und ebenso die goldenen Fransen, die Auserwählten.
