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1. Wir wissen aber, „daß wir alle die Erkenntnis haben“,1 nämlich die allgemeine in den allgemeinen Dingen und die Erkenntnis, daß es nur einen Gott gibt; denn er schrieb ja seinen Brief an Gläubige; deshalb fügt er hinzu: „Aber nicht bei allen ist die Erkenntnis“,2 nämlich die nur wenigen überlieferte Erkenntnis. Denn manche sagen, daß nur wenige die Erkenntnis „betreffs des Opferfleisches“3 haben und daß der Apostel deswegen hinzufüge: „Damit nicht etwa die Freiheit, die wir in dieser Hinsicht haben, für die Schwachen zum Anstoß werde; denn dann wird der Schwache durch deine Erkenntnis ins Verderben gestürzt.“4
2. Und wenn sie sagen: „Alles, was auf dem Markte feilgeboten wird, muß man kaufen“, indem sie in Form einer Frage hinzufügen: „ohne dabei nachzuforschen?“,5 gleichbedeutend mit „indem man dabei nachforscht“, so werden sie damit eine lächerliche Auslegung gegeben haben.
3. Denn der Apostel will sagen: „Kauft alles übrige auf dem Markt, ohne dabei nachzuforschen!“,6 wobei er nur das ausnimmt, was mit Billigung des Heiligen Geistes7 in dem gemeinsamen Brief aller Apostel genannt ist, jenem Brief, der in der Apostelgeschichte mitgeteilt ist und der den Gläubigen durch den Dienst des Paulus selbst überbracht worden ist;8 sie gaben nämlich die Weisung, „daß man sich unbedingt des Opferfleisches und des Blutes und des Erstickten und der Unzucht enthalten müsse; wenn sie sich davon frei hielten, so würden sie wohl daran tun.“9
4. Etwas anderes ist es also, was der Apostel gesagt hat: „Haben wir nicht die Freiheit zu essen und zu trinken? Haben wir nicht die Freiheit, immer eine Schwester als Gattin bei uns zu haben, wie auch die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas?10 Aber S. b68 wir haben von dieser Freiheit keinen Gebrauch gemacht“, sagt er, „sondern wir ertragen alles, damit wir dem Evangelium Christi keinen Anstoß geben“,11
5. sei es dadurch, daß wir eine Last mitschleppen, während wir doch für alle Arbeit frei und ledig sein sollten,12 oder indem wir zu einem schlechten Beispiel für die werden, die ein enthaltsames Leben führen wollen, aber (durch uns) dazu veranlaßt würden, alles, was ihnen vorgesetzt wird, unbedenklich zu essen13 und mit Frauen beliebig zu verkehren. Nun müssen aber vor allem die, denen eine so wichtige „Erziehungsaufgabe anvertraut“14 ist, den Lernenden als ein makelloses Vorbild vor Augen stehen.
