8.
S. b15 1. Die Masse ist aber in ihrem Wesen der Witterung im Winter ähnlich; sie ist unbeständig und unberechenbar.
2.„Oft schon schuf das Mißtraun Gutes und Vertrauen Unheil oft.“1
3. Und Epicharmos sagt: „Nie vergiß, daß Zweifeln gut ist, in ihm liegt des Denkens Kraft.“2
4. Nun bringt freilich der Zweifel an der Wahrheit den Tod wie der Glaube an sie das Leben; aber umgekehrt wieder führt der Glaube an die Lüge und der Zweifel an der Wahrheit ins Verderben.
5. Ebenso verhält es sich mit der Enthaltsamkeit und der Unenthaltsamkeit. Wenn man sich nämlich der guten Werke enthält, so ist das ein Zeichen von Schlechtigkeit; wenn man sich dagegen des Unrechts enthält, so ist das der Anfang des Heiles.
6. So scheint mir der Sabbat dadurch, daß er fordert, sich vom Schlimmen fernzuhalten, auf die Enthaltsamkeit hinzuweisen und darauf, wodurch sich der Mensch von den Tieren unterscheidet.
7. Weiser wieder als der Mensch sind die Engel Gottes. „Du hast ihn“, so heißt es, „ein wenig niedriger als die Engel gestellt.“3 Man bezieht nämlich dieses Schriftwort nicht auf den Herrn (freilich trug auch er das Fleisch an sich) sondern auf den Vollkommenen und den Gnostiker, der durch die Zeitlichkeit und die (irdische) Hülle niedriger als die Engel gestellt ist.
8. Deshalb sage ich, daß die Weisheit (der Engel) etwas anderes ist als das Wissen (der Menschen); hinsichtlich des Lebens nämlich unterscheiden sie sich nicht. Denn die sterbliche Natur, das heißt der Mensch, hat mit dem der Unsterblichkeit Gewürdigten das Leben gemeinsam, während das letztere hinsichtlich der Art seines geistigen Schauens und seiner Enthaltsamkeit vorzüglicher ist.
