155.
1. "Zu den Glücklichen zählt, wer der Wissenschaft Reich Sich durch Lernen erwarb. Nicht bereitet er Leid den Bürgern der Stadt, Nicht sinnet er je auf frevelnde Tat; Er schauet vielmehr auf unsterblicher Welt nicht alternd Gesetz, und wie es entstand und woher und wozu. Wer solches erforscht, wird zu schimpflicher Tat Die Gedanken wohl nimmermehr hegen."1
S. b105 2. Mit Recht sagt daher auch Platon,2 daß derjenige, der die Ideen (die Urbilder) zu schauen imstande ist, als Gott unter den Menschen leben werde; der Geist ist aber das Gebiet der Ideen,3 und der Geist ist Gott. Den also, der den unsichtbaren Gott zu schauen imstande ist, hat er einen unter den Menschen lebenden Gott genannt.
3. Und im Sophistes hat Sokrates den Gastfreund aus Elea, der Kenntnis der Dialektik besitzt, als Gott bezeichnet,4 so wie nach dem Wort des Homeros5 die Götter "in Gestalten von wandernden "Fremden"6 von Stadt zu Stadt gehen.
4. Denn wenn eine Seele über die irdische Schöpfung emporgestiegen7 und für sich allein ist und mit den Urbildern verkehrt, so wie es bei dem im Theaitetos geschilderten "obersten Führer"8 der Fall ist, dann ist er bereits gleichsam zu einem Engel9 geworden und wird mit Christus zusammen sein,10 einer, der zu schauen imstande ist, der seinen Blick immer auf den Willen Gottes richtet, in der Tat "Einzig allein mit Besinnung, die anderen flattern als Schatten."11
5. Denn Tote begraben ihre Toten.12 Daher sagt Jeremias: "Ich werde sie (die Stadt) mit den Leichen der Erdgeborenen anfüllen, die mein Zorn erschlagen hat."13
Euripides Fr. inc. 910. ↩
Die Gedanken finden sich, wenn auch nicht wörtlich, bei Platon im Sophistes. ↩
Vgl. Strom. V 73,3; Aristoteles, De anima III 4 p. 429a 27; Philon, De Cher. 49. ↩
Vgl. Platon, Sophistes p. 216 AB. ↩
Am Schluß des Satzes scheint (xxx) ausgefallen zu sein. ↩
Vgl. Hom. Od. 17,485 f. ↩
Vgl. unten 159,2; Platon, Staat VII p. 525 B. ↩
Vgl. Platon, Theaitetos p. 173 C. ↩
Mt 22,30. ↩
Vgl. Phil 1,23. ↩
Der Vers ist Hom. Od. 10,495 von dem Seher Teiresias im Unterschied von allen anderen Toten in der Unterwelt gesagt. ↩
Vgl. Mt 8,22; Lk 9,60. ↩
Jer 40(33),5. ↩
