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Wiederum nehmen einige an, dass die Namen willkürlich gegeben seien und keine natürliche Beziehung zu den Gegenständen hätten, deren Benennung sie sind, und glauben daher, dass es keinen Unterschied mache, ob jemand sagt: „Ich verehre den ersten Gott“ oder „den Zeus oder Zen“ und ob jemand spricht: „Ich ehre und preise die Sonne“ oder „den Apollo“, und „den Mond“ oder „die Artemis“, und „den Erdgeist“ oder „die Demeter“, und was sonst noch die griechischen Weisen reden. Diesen ist zu erwidern, dass es auch über Namen ein sehr tiefes Studium gibt, das abseits von dem gewöhnlichen liegt. Wer sich darauf versteht, wird sehen, dass, wenn die Namen willkürlich gegeben wären, die angerufenen Dämonen oder irgend welche andere, uns unsichtbare Mächte den Leuten, die jene zwar meinen, aber die Namen als (willkürlich) gegeben aussprechen, wohl nicht gehorchen würden. Nun aber führen gewisse Laute und Silben und Namen, die mit oder ohne Hauchlaut oder mit Dehnung oder Verkürzung ausgesprochen werden, wohl infolge einer gewissen, für uns unsichtbaren innerlichen Beziehung die angerufenen (Dämonen) herbei. Wenn sich dies aber so verhält und die Namen nicht willkürlich gegeben sind, so darf man den ersten Gott mit keinem (andern) Namen anrufen als mit denen, die Moses1 und die S. 207 Propheten und unser Herr und Heiland selbst hierzu verwenden, z.B. Sabaoth, Adonai, Saddai; ferner Gott Abrahams, Gott Isaaks und Gott Jakobs; denn „dieser Name“, sagt die Schrift, „ist ewig und ein Denkmal von Geschlecht zu Geschlecht2“: Es ist aber nicht zu verwundern, wenn die Dämonen ihre eigenen Benennungen auf den ersten Gott übertragen, damit sie wie der erste Gott verehrt werden. Dies ist bei unserem Mose und den Propheten und bei Christus, der „Erfüllung des Gesetzes3“, und bei seinen Aposteln nicht üblich.
Auch dieses haben wir, damit nicht jemand uns durch Trugschlüsse täusche oder unser Urteil auch nur bis zu einem gewissen Grade beeinträchtige, notgedrungen mit angeführt. Diesen Erwägungen müssen wir, um unsern Gegnern keine Gelegenheit zu einem versteckten Angriff zu geben, sorgfältige Aufmerksamkeit zuwenden.
