4.
Ich wünschte nun, dass ihr, während des ganzen bevorstehenden Kampfes eingedenk des „reichen Lohnes“, der für die „wegen Gerechtigkeit und wegen des Menschensohnes Verfolgten und Geschmähten“ in den Himmeln bereit liegt1, euch freuet und frohlocket und tanzet, wie sich einst die Apostel freuten, da sie gewürdigt wurden, „um seines Namens willen Schmach zu leiden2“. Solltet ihr aber auch einmal S. 157 Beklemmung an eurer Seele verspüren, dann mag der in uns wohnende Geist Christi, wenn eure Seele auch diesen, so viel an ihr liegt, verwirren will, zu ihr sprechen: „Warum bist du betrübt, Seele? und warum erschütterst du mich? Hoffe auf Gott, da ich ihn laut bekennen werde3“; und (dasselbe) noch einmal. O dass doch auf keine Weise „die Seele erschüttert“, sondern auch angesichts der Richter und angesichts der gegen den Nacken erhobenen entblößten Schwerter von „dem allen Verstand übersteigenden Frieden Gottes4“ bewahrt werden und in dem Gedanken Ruhe finden möge, dass die, welche ihre „Leibeswohnung verlassen, Wohnung nehmen bei dem Herrn“ des Weltalls selbst5. Sind wir aber nicht so stark, um stets die unerschütterliche Ruhe zu bewahren, so möge die Erschütterung der Seele wenigstens nicht aus dem Inneren hervordringen und nicht den außen Stehenden sichtbar werden, damit wir Grund zur Rechtfertigung Gott gegenüber haben, indem wir zu ihm sprechen: „Mein Gott, in mir wurde meine Seele erschüttert6.“ Die Vernunft mahnt uns aber auch, dieser Stelle im Jesaja zu gedenken: „Fürchtet nicht die Schmähung der Menschen, und erliegt nicht ihrer Verachtung7.“ Denn da Gott offenbar über der Bewegung des Himmels und seiner Gestirne und über dem waltet, was zu Land und zur See bei der Entstehung und Gestaltung und Ernährung und Vermehrung von Tieren und Pflanzen allerlei Art durch seine göttliche Kunst vollbracht wird, so wäre es widersinnig, die Augen zu schließen und nicht auf Gott zu schauen, dagegen voll Furcht auf jene die Blicke zu richten, die in Kürze sterben und ihrer verdienten Strafe anheimfallen werden.
