7.
Aber wenn wirklich „jedes böse Wort dem Herrn, deinem Gotte, ein Greuel ist1“, ein wie großer Greuel muß dann wohl das böse Wort der Verleugnung sein, und das böse Wort der Anrufung eines andern Gottes und der böse Schwur bei dem Glück (τύχη) der Menschen, einem Dinge, das der sicheren Grundlage entbehrt? S. 161 Wenn uns dieser Schwur vorgelegt wird, müssen wir uns dessen erinnern, der gelehrt hat: „Ich aber sage euch: dass ihr überhaupt nicht schwören sollt2“. Denn wenn der „beim Himmel“ Schwörende sich vergeht an dem „Throne Gottes“ und der „bei der Erde“ Schwörende frevelt, indem er den sogenannten „Schemel der Füße Gottes“ zum Gotte macht, und der „bei Jerusalem“ Schwörende sündigt, obwohl es doch „die Stadt des großen Königs“ ist, und der „bei seinem Haupte“ Schwörende3 fehlt: wie groß muß dann wohl die Sünde sein, wenn man beim Glücke jemandes schwört? Dann muß man sich auch an den Ausspruch erinnern: „Über ein jedes unnütze Wort werdet ihr Rechenschaft ablegen am Tage des Gerichtes4“; denn welches andere Wort ist so „unnütz“ wie der mit der Verleugnung verbundene Schwur?
Natürlich wird uns der böse Feind mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln der List und Täuschung zur fußfälligen Verehrung „der Sonne oder des Mondes oder des ganzen (Sternen)schmuckes am Himmel5“ veranlassen wollen. Aber wir werden sagen, dass Gottes Wort dies nicht vorgeschrieben hat. Denn auf keine Weise dürfen wir „die Geschöpfe“ fußfällig verehren angesichts „des Schöpfers6“, der das Nötige gewährt und dem Gebete aller zuvorkommt. Nicht einmal die Sonne selbst würde wohl wünschen, von denen, die zu „Gottes Anteil7“ gehören, vielleicht auch nicht von einem andern, fußfällig verehrt zu werden. Sondern in Nachahmung dessen, der gesagt hat: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut außer dem einen Gott, dem Vater8“, wird die Sonne zu dem, der ihr fußfällig huldigen will, gleichsam sagen: Was nennst du mich Gott? Einer nur ist wahrer Gott. Und was fällst du vor mir S. 162 nieder? „Denn du sollst vor dem Herrn, deinem Gott, niederfallen und ihm allein dienen9.“ Geschaffen10 bin auch ich; was willst du dem huldigen, der selbst huldigt? Denn auch ich huldigte Gott, dem Vater, und diene ihm, und seinen Weisungen gehorsam „bin ich der Vergänglichkeit unterworfen um deswillen, der (mich) unterwarf auf Hoffnung hin; und ich werde befreit werden von der Knechtschaft der Verwesung“, jetzt ebenfalls gebunden an einen sterblichen Leib, „zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes11“.
Vgl. Matth. 12,36; Sprichw. 15,26. ↩
Matth. 5,34. ↩
Vgl. Matth. 5,35.36. ↩
Vgl. Matth. 12,26. ↩
Vgl. Deut. 17,3 (4,19). ↩
Vgl. Röm. 1,25. ↩
Vgl. Deut. 32,9; Kol. 1,12. ↩
Mark. 10,18; Luk. 18,19; vgl. Or. c. Cels. V 11 a.E. Vom Gebet c. 15,4 a.A. ↩
Matth. 4,10 (Luk. 4,8; Deut. 6,13; 10,20). ↩
Or. I 9,9 ist γεννητός zu schreiben. ↩
Vgl. Röm. 8,20.21; 1 Sam. 25,29; Wiesh. 9,15. ↩
