6.
Ferner wird in dem Verbot: "Du sollst dir kein Bild machen noch irgendein Gleichnis1" usw. anscheinend zwischen den beiden Mahnungen: "Du sollst ihnen nicht huldigen (προσκυνήσεις)" und ; "Du sollst ihnen nicht dienen (λατρεύσεις)2" ein Unterschied gemacht. Daher dürfte wohl der den Götzenbildern Ergebene ihnen "dienen", der aber, welcher ihnen innerlich fremd ist, aber aus Feigheit - er nennt es Nachgiebigkeit - sie durch eine angenommene Maske täuscht, um den Schein zu erwecken, als teile er die Frömmigkeit der großen Masse, der "huldigt" doch wohl den Götzenbildern, wenn er ihnen auch nicht "dient". Und ich möchte behaupten, dass die, welche das Christentum im Gerichtssaal oder vor demselben abschwören, den Götzenbildern zwar nicht "dienen", aber ihnen "huldigen", wobei sie den Namen Gottes des Herrn", nämlich "Gott", einer "nichtigen" und unbeseelten Materie "beilegen3". So "huldigte" das Volk (Israel), das sich durch Unzucht "mit den Töchtern Moabs befleckt hatte4", den Götzenbildern, ohne ihnen zu "dienen". Wenigstens steht wörtlich geschrieben: "Die luden sie S. 160 ein zu ihren Götzenopfern, und das Volk aß von ihren Opfern, und sie huldigten ihren Götzenbildern und wurden dem Beelphegor geweiht5." Beachte, dass nicht gesagt ist: "und sie dienten ihren Götzenbildern"; denn unmöglich hätten sie sich nach so vielen "Zeichen und Wundern6" während einer einzigen (kurzen) Zeitspanne von den Frauen, mit denen sie buhlten, die Überzeugung beibringen lassen, dass die Götzenbilder Götter seien. Vielleicht "huldigten" sie auch so dem im Exodus erwähnten "gegossenen Kalb", das sie bei seiner Herstellung anstaunten, ohne ihm zu "dienen"7.
Die gegenwärtige Prüfungszeit müssen wir nun für uns als Mittel ansehen, um (unsere) Liebe zu der Gottheit zu erproben und zu erweisen. "Denn der Herr versucht euch8", wie im Deuteronomium geschrieben steht: "um zu wissen, ob ihr den Herrn, euern Gott, aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele lieb habt9". In der Prüfung aber sollt ihr "dem Herrn, euerm Gott nachfolgen und ihn fürchten und seine Gebote halten10" - vor allem dieses: "Du sollst keine andern Götter neben mir haben11" - und "auf seine Stimme hören und ihm anhangen12", der euch zwar von diesen Gegenden hier wegnimmt, aber zu sich heranzieht "zum Wachstum Gottes13" in ihm, wie es der Apostel genannt hat.
Exod. 20,4. ↩
Exod. 20,5. Origenes versteht unter προσκυνεῖν die äußere, unter λατρεύειν die wahre, innerliche Verehrung der Gottheit. ↩
Vgl. Exod. 20,7. ↩
Vgl. Num. 25,1-3. ↩
Num. 25,2.3. ↩
Vgl. Joh. 4,48. ↩
Vgl. Exod. 32,8. ↩
Überliefert ist Or. I 8,3 ἡμᾶς = uns. ↩
Deut. 13,3 (6,5). ↩
Deut. 13,3. ↩
Exod. 20,3. ↩
Vgl. Deut. 13,4. ↩
Vgl. Kol. 2,19. ↩
