49.
Aber nachdem „der Sämann ausgegangen ist zu säen1“, wollen wir auch zeigen, dass unsere Seele „seinen Samen2“ aufgenommen hat, weder wie die „an dem Wege“, noch wie „das steinige Land“, noch wie „die Dornen“, sondern wie „das gute Land3“. Dass nun „das Wort“ Jesu weder „an den Weg“ noch „unter die Dornen4“ gekommen ist, dessen werden wir uns, S. 210 soweit es in unserer Macht steht, „im Herrn rühmen5“. Denn wir haben die Worte (Jesu) „verstanden“; deshalb hat (auch) „der Böse“ „das, was in unser Herz gesät ist“, nicht „weggenommen6“. Dass aber auch nicht „unter die Dornen7“ gesät worden ist, das werden uns viele bezeugen, wenn sie sehen, dass weder „die Sorge dieser Welt“ noch „der Trug des Reichtums“ noch „die Freuden des Lebens8“ dem Wort Gottes in unsern Seelen haben hinderlich sein können. Es bleibt noch übrig, dass die Leute zweifeln, ob das Wort Gottes, soweit es auf uns ankommt, „auf das steinige Land“ oder „auf die gute [Erde9]“ gefallen ist. Denn „Drangsal und Verfolgung um des Wortes willen10“ ist eingetreten, und es droht „eine Zeit großer Versuchung11“, wobei es sich herausstellt, wer „auf das steinige Land gesät ist12“, und welche nicht „tief gegraben13“ und Jesus nicht bis in die Tiefe ihrer Seele aufgenommen haben. Wer aber „das Wort versteht, bringt Frucht14“, und „hält das Wort fest“ bis zum Ende, „in Beharrlichkeit“ „hundertfältige Frucht bringend15“.
Wir hören ja, in welcher Weise die Schrift darlegt, dass die einen in der Zeit „der Drangsal oder Verfolgung Anstoß nehmen“, nachdem sie die heiligen Lehren scheinbar freudig angenommen hatten, und zwar deshalb „Anstoß nehmen“, weil sie keine „Wurzel“ haben, sondern nur für den Augenblick gläubig sind. Es heißt nämlich bei Matthäus: „Wer aber auf das steinige Land gesät ist, das ist der, der das Wort hört und es sofort mit Freuden annimmt; er hat aber keine Wurzel in sich, sondern lebt für den Augenblick; tritt aber Drangsal oder S. 211 Verfolgung um des Wortes willen ein, so nimmt er sofort Anstoß16.“ Ferner bei Markus lesen wir: „Diese sind die, welche auf das steinige Land gesät werden; sobald sie das Wort hören, nehmen sie es sofort mit Freuden an, und haben keine Wurzel in sich, sondern leben für den Augenblick; dann17, wenn Drangsal oder Verfolgung um des Wortes willen eingetreten ist, nehmen sie sofort Anstoß18.“ Endlich heißt es bei Lukas: „Die aber auf dem Felsen: sobald sie das Wort hören, nehmen sie es mit Freuden an; und diese haben keine Wurzel, sie, die für den Augenblick gläubig sind und im Augenblick der Versuchung abfallen19.“ Von denen aber, die „gute Frucht bringen“ lehrt die Schrift: „Wer aber auf das gute Land gesät ist, das ist der, der das Wort hört und versteht, der dann Frucht bringt und teils hundert-, teils sechzig-, teils dreißigfältig trägt20“; oder: „Und [die] auf das gute Land Gesäte sind [diejenigen], welche das Wort hören und annehmen und Frucht bringen dreißig- und sechzig- und hundertfach21“; oder „Das aber auf das gute Land, das sind die, welche das Wort mit edlem und gutem Herzen hören und festhalten und Frucht bringen in Beharrlichkeit22.“
Da ihr nun nach dem Apostel „Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid23“, „Ackerfeld“ in dem „guten Land“, „Bau“ aber auf dem „Felsen“, so wollen wir als „Gottes Bau“ gegenüber dem Ungewitter unerschütterlich feststehen und als „Gottes Ackerfeld“ auch nicht an „den Bösen24“ denken, noch an „Drangsal oder Verfolgung, die um des Wortes willen eintreten25“, noch an „die Sorge dieser Welt oder den Trug des Reichtums oder S. 212 die Freuden des Lebens26“, sondern wollen alle diese Dinge verachten und den von Sorgen freien „Geist der Weisheit27“ annehmen und zu dem Reichtum, der ganz ohne Trug ist, eilen und uns - um diesen Ausdruck zu brauchen - zu den Freuden „des Paradieses der Lust28“ drängen, indem wir bei jedem einzelnen Leiden erwägen, dass „die augenblickliche leichte Last unserer Drangsal uns in überschwenglichem Maße eine Last von Herrlichkeit für ewig erwirbt, wenn wir nicht sehen auf das, was sichtbar ist, sondern auf das, was nicht sichtbar ist29.“
Vgl. Matth. 13,3. ↩
Vgl. Luk. 8,5. ↩
Vgl. Matth. 13,4-8; Mark. 4,4-8; Luk. 8,5-8. ↩
Vgl. Matth. 13,4.19.7.22; Mark. 4,4.15.7.18; Luk. 8,5.11.12.7.14. ↩
Vgl. Jer. 9,23f.; 1 Kor. 1,31; 2 Kor. 10,17. ↩
Vgl. Matth. 13,19. ↩
Vgl. Matth. 13,7.22. ↩
Vgl. Luk. 8,14. ↩
Vgl. Matth. 13,20.23; Mark. 4,16.20 (Luk. 8,13.15). ↩
Vgl. Matth. 13,21; Mark. 4,17. ↩
Vgl. Luk. 8,13. ↩
Vgl. Matth. 13,20; Mark. 4,16 (Luk. 8,13). ↩
Vgl. Luk. 6,48; Matth. 13,5; Mark. 4,5. ↩
Vgl. Matth. 13,23; Luk. 8,15. ↩
Vgl. Luk. 8,8.15. ↩
Matth. 13,20.21. ↩
Hautsch, Die Evangelienzitate des Orig. S. 87f. korrigiert bei Or. I 45,21f. richtig: εἶτα γ θ ... σκανδαλίζονται. ↩
Mark. 4,16.17. ↩
Luk. 8,13. ↩
Matth. 13,23. ↩
Mark. 4,20. ↩
Luk. 8,15. ↩
1 Kor. 3,9. ↩
Vgl. Matth. 13,19. ↩
Vgl. Matth. 13,21; Mark. 4,17. ↩
Vgl. Matth. 13,22; Mark. 4,19; Luk. 8,14. ↩
Vgl. Eph. 1,17; Is. 11,2; Weish. 7,7. ↩
Gen. 3,23. ↩
2 Kor. 4,17.18. ↩
