41.
Nach der Melodie 1: Wer vermag es zu sagen.
1. Möchten wir doch in uns nicht ein anderes Bild formen, ein verstecktes Idol! Der Trug blüht mehr als S. 150 die Wahrheit, weil er ein Gebild der Menschen ist. Gepriesen sei der, dessen Wahrheit nicht wie ein Märchen gebildet ist!
Kehrvers: Gepriesen sei, dessen Wahrheit nicht von den Irrlehrern verhüllt werden kann!
2. Eine Perle ist der Glaube, und er läßt sich nicht meißeln; wie der Diamant ist die Wahrheit und lässt sich nicht der Umformung unterwerfen; für alle Formung ein weiches Wachs ist der Irrtum.
3. Und wie ein häßlicher Spiegel ist er für den, der hineinschaut; denn wer schön ist, wird darin entstellt, und wer rein ist, wird befleckt. O des Spiegels, durch den jeder, der hineinschaut, viele Flecken bekommt!
4. Die Perser verehrten das Wasser und das Feuer und die Sterne, die Griechen verehrten allerlei Dinge, und alles verehrten die Ägypter, das Volk [der Juden] das Kalb und der Stamm der Hagar den Venusstern.
5. All diese abscheulichen Formen hat der Irrtum unter den verschiedenen Völkern ausgesät. Vor der Ankunft des Herrn säte er sie unter den Heiden aus und durch die Irrlehren nach dem Herrn, und als Gesundheit säte er Krankheiten aus.
6. Einer 2 nun brachte einen fremden Gott zum Vorschein, dessen Name nicht existiert, und es ist klar, daß, wie sein Name nicht ist, er auch ein Niemand und völlig nichtig ist. Namen stiehlt er, und wie ein Dieb schwätzt er öffentlich.
7. S. 151Wieder ein anderer 3 nennt Wind [Luft], Feuer und Wasser [ewige] Wesen, und weil Wesenheit ein Etwas ist, aber nichts vermag, nahm er als ihr Gepräge den Namen der Finsternis; etwas Häßliches prägte er dem auf, was er [ewiges] Wesen nannte.
8. Ein anderer 4, der kam, stahl, da seine Genossen vor ihm waren, von seinen Genossen. Seine Hand ist mit allen und die Hand eines jeden mit ihm; mit allen sündigt er, um alle zur Sünde zu verführen; dem Geschlecht der Hagar gleicht er ganz, da er von allen raubt.
9. Bei denen, die ich aufgezählt, sind auch alle Lehren verbrüdert; und wenn auch das Unkraut eins ist, sein Gewächs ist verschiedenartig nach dem Aussehen; es hat Zweige, Früchte und Blätter nach den vier Himmelsrichtungen
10. Den Irrtum prägte wie eine Münze der Böse, und in allen Zeitaltern gießt er Gottlosigkeit, und zu jeder Zeit prägt er Trug, je nach der Zeit Grübelei, Spaltungen und verderbliche Ausscheidungen.
11. Durch neue Spaltungen verdirbt er die Menschen, durch das falsche Gepräge werden sie falsch, durch das verwerfliche Gepräge werden sie verwerflich. Die zweite Seele ist der Glaube, der in den [hl.] Schriften [enthalten ist].
12. Er [der Teufel] sah den Vorteil [der Schriften] und säte Verderben und Tod in das Leben; er sah die Lehre und säte Streit. Anstatt der Psalmen traten Fragen auf, das einige Volk teilte er in allerlei Spaltungen und richtete es zugrunde.
13. Er sah die Schriften voller Wahrheit und ließ Lügen aufschreiben, und statt des: „So spricht der Herr“, S. 152 schrieb er verkehrt statt Gott: „der Mensch N. N. sprach“.
14. Hohe Tempel ließ er den Göttern bauen, eine harte Arbeit, und gab als Unterpfand eine eitle Hoffnung und dingte Menschen zu verfluchtem Werk; er machte Schauspiele und ließ Gold ohne Nutzen verschleudern.
15. Statt des Almosens warf er es aus unsern Schätzen zum Schaden hinaus; statt für den Lahmen [wird es verwendet] für den, der gewandt ist in Sprüngen im Zirkus, und statt für den Tauben gibt er es der Flöte wegen des Liedes.
16. Statt der Witwe wirft er die Kleider den Dirnen hin, statt dem Waisenkinde, das auf der Erde liegt, jenem, der auf dem Seile in der Luft wandelt; statt dem Krüppel gibt er es dem Fechter, der seinen Gegner verwundet.
17. Diese [Verkehrtheiten] führte er bei den Griechen zu ihrer Zeit ein und anderes bei den verschiedenen Völkern je nach ihren Epochen zu ihrem Schaden; und bei den Hebräern mischte er seine Feste unter ihre Feste.
18. Unter die [wahren] Priester [mischte er] die Baalspfaffen, und [falsche] Opfer unter die Opfer, unter die Propheten die Lügenpropheten, unter die Apostel Apostel des Trugs, und in unsern Tagen machte er aus den Grüblern Abtrünnige.
19. Gib mir das [ewige] Leben, o Gott! Denn wie ich gelehrt habe 5, so habe ich gelernt [zu handeln], und das Muster und Vorbild, das ich gezeichnet, strebte ich eifrig nachzuahmen, und dieser Nutzen möge den Schaden ersetzen, den meine Sünden angerichtet haben!
Die hier als Mustermelodie genannten Worte sind der Anfang des 1. Hymnus de miraculis Christi, nach Assemani, Bibliotheca orientalis I, S. 90. Jede Strophe besteht aus 10 viersilbigen Versen, die in Gruppen von 3+2+2+3 Versen zusammengefaßt werden können; dazu kommen noch die 3 viersilbigen Verse des Kehrverses. Vgl. Grimme, S. 20; Lamy IV, S. 493. Dasselbe Metrum wird auch bisweilen nach der Mustermelodie „Das ist der Monat“ [Anfang des 4. Hymnus in natalem Domini II. syr.-lat. Band S. 414] angegeben; so z. B. unten Hymnus 46. ↩
Markion. ↩
Bardaisan. ↩
Mani. — So sagt Ephräm in der 2. Strophe des 80. Gesanges gegen die Grübler [III. syr.-lat. Band S. 149; deutsch von Zingerle im 2. Ephrämbande der früheren Auflage der Bibliothek der Kirchenväter S. 146]: „Die zweite Seele ist der Glaube, und gleichwie der Leib durch die Seele besteht, ebenso hängt das Leben der Seele vom Glauben ab; wenn sie ihn verleugnet oder auch nur zweifelt, ist sie eine Leiche.“ ↩
Es könnte auch übersetzt werden: „wie du gelehrt hast“ und im folgenden Satze: „das du gezeichnet hast“. ↩
