50.
Nach derselben Melodie.
1. Beschämt ist Markion, der irrte und in Irrtum führte, denn es ist kein anderer [Gott], nur einer ist, dessen Name seinen Werken gleichen. Er erschafft und ernährt uns, richtet uns und erbarmt sich unser, er züchtigt und besitzt uns, er erlöst und belebt uns; sein Gericht ist gerecht, seine Gnade voll der Güte. Wo ist da der Fremde ?
Kehrvers: Preis sei deinem Glanz!
2. Beschämt ist auch Bardaisan, der sich verirrte und auch in die Irre führte, und er lehrte, daß viele im Gesetze 1 geredet hätten; er hat sich getäuscht, ohne es zu merken, denn die Wahrheit ist eine einzige, die sich aber vielfältig zeigt in ihren Gesetzen, S. 173 sich ausbreitet in ihren Aussprüchen, mannigfaltig in ihren Heilmitteln, überfließend in ihren Geschenken; aber in allem ist nur eine.
3. Beschämt ist ferner auch Mani, der verdarb und verdorben ward; er lehrte, daß [der alttestamentliche] Gott nach den Opfern gehungert habe und sie deshalb verlangte; das Feuer seiner Zerstörung [?] belehrt den Leugner, denn es verzehrte die Opfer des Volkes, das umherzog. Der Gute verlangte Opfer, um es durch die Opfer von dem Opfer der Dämonen abzuhalten.
4. Beschämt wurden ferner die Juden, denn sie erforschten und untersuchten nicht die Ursache [Zweck] des Gesetzes, sondern machten sich daran, die Kraft der Gebote aufzulösen und sich sinnlos in [leeren] Schall von Worten zu hüllen, weil sie sich keine Mühe gaben, den Prüfungsofen des Denkens zu erwerben, um in ihm die Wahrheit und die Kraft [den Sinn] der Lesung zu prüfen.
5. Warnen wir die Anhänger der Mani und verbinden wir ihre Wunden! Den Heiligen erzürnen sie durch Donnerschläge und Blitze, die nach ihrer Meinung die geile Stimme eines Archonten sind, der eine Jungfrau erblickt, und durch das Donnerkrachen, durch das ihr Herz erbeben müsste 2, und …… erregen sie großen Zorn.
6. Und der Donner gehört der Reinheit an, denn es fürchtet sich selbst ein unreiner Mensch in einem solchen Augenblicke, der Unreinheit sich hinzugeben. Mani redete in solcher Zeit ausgelassene Dinge. Fliehet vor ihnen, Brüder! Es möge euch nicht täuschen jene [ihre] äußere Farbe, denn eine Farbe des Giftes ist sie, weil das Haupt ihres Geschlechtes die Schlange ist.
7. S. 174 Warnen wir den Anhang Markions, der in seinen Lesungen [Büchern] den Reinen und Heiligen anklagt, daß er auf den Berg geachtet habe und sich schmählich benommen habe 3. Darum habe das Volk, das sich heiligte, auf dem Berge Sinai nur gezwungenermaßen Zeugnis abgelegt 4. – Wenn er aber die ausschweifenden Hebräer heiligte, wieviel mehr mußte er selbst heilig sein!
8. Vom Geiste, der wirklich über den Wassern schwebte, nehmen sie ein anderes Schweben an, das nicht angemessen ist, und sie lästern [indem sie sagen], daß der Fremde den Schöpfer unterworfen habe. – Fürchtet euch vor ihnen, Brüder, und lasset euch nicht täuschen durch ihren äußeren Schmutz, er ist [wirklich] Bild und Schatten jenes [ihres] inneren Schmutzes.
Hier bricht die Londoner Hs Add. 12 176, fol. 50V ab. ↩
Die Lesung der vatikanischen Hs ist hier unsicher; K. Kessler, Mani I. Berlin 1889 S. 300, übersetzt nach der römischen Ausgabe die Stelle: „daß es [das Herz] ihnen Ruhe geben müsste“; doch steht das im Druck angegebene Wort nicht in der Hs. ↩
Es scheint eine Anspielung auf eine häßliche Auslegung der Stelle Exod. 19, 10–15 vorzuliegen. ↩
Wohl Hinweis auf Stellen wie Lev. 11,44; 19,2; 20,26 u. a. ↩
