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Nach der Melodie 2: O mein Schüler.
1. Der Stolz der hebräischen Bräute war ihr Schleier; siehe, auch in unserm Schleier liegt unser Ruhm, das über alles kostbare Blut Christi. Die Gemeinden S. 165 der Abtrünnigen haben in ihren Schleiern das wahre Blut Christi nicht, ein Bild nur, das ihm ähnlich ist, haben sie, denn sie glauben nicht an den Leib Jesu 3. Wo der wahre Leib ist, ist auch das wahre Blut 4.
2. Wenn [nach Meinung der Häretiker] unser Herr den Leib verachtete, weil er unrein, befleckt und häßlich ist, dann ist auch befleckt und häßlich das Brot [Eucharistie] und der Kelch des Heiles bei den Leugnern. Wie? Hat er denn den Leib verachtet und sich doch mit dem Brote bekleidet? Denn siehe, das Brot ist doch ein Verwandter des schwachen Leibes. Wenn ihm nun aber das stumme Brot wohlgefiel, um wieviel mehr dann der Leib, der ja der Sprache mächtig ist. Auch im Brote ahmte er den Gerechten nach, denn dessen Tisch liebte das Schaubrot.
3. Über das Hochzeitsmahl in Kana schmähen sie, es hätte nämlich unserm Herrn fern liegen sollen, dahin zu gehen; und doch nennen sie die Kirche die Braut und unsern Herrn den wahren Bräutigam. Und das Geheimnis des Hochzeitsweines in ihren Kelchen ist ein Bild des Mahles bei ihren Festen. Die Irrlehre ist also unsinnig, denn sie widerlegt sich selbst jederzeit, ohne daß sie es merkt; was nämlich ihre Worte leugnen, widerlegen ihre Handlungen. Möchten doch die Leugner, die Kinder der Hölle, zu Gästen deines Paradieses werden!
4. Auch der Fremde, der zu keinem Hochzeitsmahl ging, damit er sich weder dem Namen noch der Sache nach ergötzte, ergötzte sich doch als Bräutigam alle Tage. Johannes aber war Asket und Einsiedler und fastete auch; die Söhne des Brautgemachs [= Hochzeitsgäste] können nämlich nicht fasten 5, die Söhne des Schöpfers aber fasten. Der Fremde, der gar nicht existiert, ist vergnügungssüchtig. S. 166 — Beten wir für sie, damit sie sich bekehren, denn sie sind Glieder, die von uns weg in die Gefangenschaft geführt sind. Ihre Banden liegen in ihren Büchern und ihre Fesseln in ihren Schriften.
5. Sollte aber der Leugner sagen: „Nur zum Scheine verehren wir diese Dinge [Brot und Wein]“, so besteht also jene Lehre nur im Scheine, nicht in Wahrheit. Sie mögen daher nur gleich den Satan verehren, wenn die Natur des Bösen und des Brotes dieselbe ist. Warum gilt ihnen [überhaupt] der Böse als unrein und das ihm verwandte Brot als etwas Heiliges? Preis sei dir, der du wie mit einem Schwerte das Wort der Wahrheit herausschneidest!
6. Anstatt jenes Brotes, des Schaubrotes nämlich, brachten sie Honig und Milch dar; da diese aber ganz rein sind, konnten sie so keine Verwirrung anrichten; Honig wurde nämlich nicht zum Opfer dargebracht und Milch nicht zu Besprengung und Trankopfer [benutzt]. Schaubrote brachten sie nur als Symbol dar, und Blut und Wein opferten sie nur als Vorbild. Die Kreuziger und die Irrlehrer widerlegt das Symbol, von dem Moses schrieb.
7. Was drängte wohl unsern Heiland, das Brot zu brechen? Vor zwei Dingen mußte er sich [nach Ansicht des Markion] als der Fremde hüten: erstens, daß er lehrte, daß er nicht einen Leib, der unrein ist, angenommen, und zweitens, daß er nicht dem Schöpfer glich, daß Schaubrote nicht dargebracht und auf seinem Tische geopfert wurden. – Dir sei Preis, der du wie in einem Schmelzofen das unechte Erz der Irrlehre offenbar machtest!
8. Wenn er den Leib nur zum Scheine angezogen hat, können sie nur einen Schatten brechen, und wenn er nur einen Schein von Blut zeigte, gießen sie auch nur einen Schatten von Wein in den Kelch. Wenn sie aber wahres Brot brechen, so berühren sie ihn wahrhaftig und nicht bloß scheinbar. Einen wahren Leib berührte die Sünderin, die sich unserm Herrn nahte. Gepriesen sei, der zu Thomas sagte, er solle S. 167 den Leib und nicht einen Schatten berühren! Gepriesen sei, der das irrende Schaf, den Geist, der in allem irrt, wiederfand!
