25.1
Nach der Melodie 2: Deine Gottheit, Herr, hat mich in Erstaunen versetzt.
1. Lasset uns nun jene widerlegen, die abgeirrt sind und auf den Wegen des Truges wandeln, indem uns der Weg des Lebens den Beweis [das Zeugnis] liefert, da die Boten des Friedens ihn lehrten und die Weisen des Geistes ihn erforschten und auf einer ebenen Strecke ihn abwägend anlegten. Es haben ihn die Propheten und Apostel weiter fortgeführt. Auf ihm befinden sich Meilensteine, die die Wahrheit gegründet hat, und Herbergen, welche die Liebe vollendet hat. Wir aber, Brüder, wollen ihm folgen, auf dem der Vater seinen Sohn sandte, wir wollen alle S. 97 auf dem Wege des Königs wandeln, damit wir alle bei dem Königssohn zu Tische sitzen.
Kehrvers 3: Preis sei dir von den Rechtgläubigen!
2. Das ist der Weg, den vor dem Königssohn zu bahnen das Heer des Königs ausgezogen ist, damit auf ihm in feierlichem Zuge der Sohn der Königsherrschaft einherziehe, um in die Residenzstadt zu kommen, in der der Thron Davids für den Sohn Davids gegründet und vorbereitet war. Als König war er gekleidet, als er verspottet wurde; die Krone trug er, als er verhöhnt wurde; er wurde erhöht und herrschte auf Golgotha. Er vollendete den Weg seiner Propheten und bahnte ihn wiederum seinen Aposteln. Lasset uns alle auf dem Wege des Sohnes wandeln, damit wir hingelangen und sehen die Herrlichkeit des Vaters!
3. Im Pentateuch bahnte Moses den Weg der Vorbilder vor jenem Volke, das auf jedem Wege herumirrte. Unser Herr aber hat in seinem Testamente den Weg der Wahrheit vollkommen festgestellt für die Völker, die zum Wege des Lebens kamen. Alle Vorbilder zogen also auf jenem Wege einher, den Moses bahnte, und erfüllt wurden sie auf dem Wege des Sohnes. Möge daher unser Geist ein ebenes Land für jenen Weg sein, anstatt auf der Erde, lasset uns, Brüder, auf unsern Seelen den Weg des Lebens bahnen!
4. Der Mund der Leugner verdammt sie also selbst, ohne daß sie es merken, da sie von Johannes bekennen, daß er gekommen sei. Sehen wir nun zu, ob es nicht in der Ordnung ist, daß die Boten vor dem Könige verschwinden und aufhören, sobald der König angekommen ist! Den Johannes, welcher der letzte und der Abschluß der Propheten ist, sah nämlich Simeon, das Haupt der Jünger, und so stand S. 98 der Herr in der Mitte zwischen den ersten und den letzten. Es schwiegen die Posaunen der Prophetie, es dröhnte aber das Horn des Apostolats.
5. Vor dem Messias, der kommen sollte, kam Johannes zu den Juden zur Vorbereitung, wie sie selbst sagen; wenn aber, Geliebte, die große Königsstraße zubereitet wird, merkt jeder, daß der König im Anzuge ist. Dreihundert Jahre ist es schon, daß Johannes den Königsweg bereitete, und wo ist der König, ihr Ungläubigen? Offenkundig ist es und ohne Zweifel, daß jene Vorbereitung des Johannes dem Königssohn voranging 4, der ihm auf dem Fuße folgte; und weil er gekommen war, verstummten die Herolde.
6. Das ist der Weg, auf dem Abel schritt, und Henoch und Noe und Abraham, Moses und Josue und Samuel und die aus dem Hause Davids, und sein Nachkomme Joseph und viele, die dazwischen waren; siehe da, eine Kette von Söhnen des Lichts! Sogar Ungläubige müssen also gestehen, daß unser Herr nach Sion kam als Herr nach seinen Dienern. Der Weg beweist, daß er als König hinter seinem Herrn in feierlichem Zuge aufbrach. Indem sie mit Tücke ihn beseitigten, besiegelten sie den Weg mit dem Herrn des Weges.
7. Wer immer vorgibt, ein Gesandter zu sein, aber vom Wege des Königs abweicht, der ist ein Dieb am Wegesrande, denn auch die Räuber gehen in die Nähe der Straße, um dort die Kaufleute zu überfallen. Wenn aber einer zu führen versteht und ihren Spuren nachgeht, so werden sie bei dem Stehlen ertappt. Gehen auch wir aus und suchen auf dem Wege des Irrtums der Leugner! Erforschet ihre Reden und Nachstellungen und entreißet die Schafe, die sie weggestohlen haben!
8. Denn der schmutzige Irrtum bahnt sich verstohlene Wege, Brüder, links vom Wege des Lebens. Und S. 99 siehe, seine Führer auf seinem Wege sind mit der alten Schlange verwandt, der Irreführerin, die die Rechtgesinnten verführt. Häßlich ist ihr Rat wie sie selbst; ihren Spuren folgend, zogen die [Irr-] Lehren die den Weg zum Irrweg machten, einher; und wer einfältig ist, den fangen die Schlingen ihrer Mysterien, und jeden, der rechtgesinnt ist, verdrehen sie durch ihre Lehren, bis er sich ihren Wegen anpaßt.
9. Weil nun, wie [im Evangelium] verkündet ist 5, der ebene Weg der verwirrende ist, so haben sich ihm Irrwege angeschlossen. Denn die Sünde säte auf dem Lebenswege Spuren des Todes, um die Kinder des Lichts zu verwirren. Sie glich den Trug der Wahrheit an, damit entweder die Wahrheit als Lüge, oder der Trug als Wahrheit angesehen werde. Wandle auf dem rechten Wege und sei verständig, und präge seine Schönheiten deinem Geiste ein, damit dir nicht die verfluchte Schlange begegne und dich nach dem abscheulichen Wege ablenke und dich zu Fall bringe!
10. Der Erstgeborene, der auf dem Wasser wandelte und jenem Jünger den Weg bahnte, zeichnete ihm Vorbilder auf den Wellen vor, und es wurden so die Fluten zu Typen. Auf den Gewässern legte er einen Pfad an und prägte Zeichen des Festlandes auf dem Meere ein, denn so bahnte er seinen Aposteln die Pfade des Predigtamtes in der Welt, die ja mit dem Meere verglichen wird. — O Stimme, die den Wellen gebot und einen Pfad auf den Gewässern ebnete, gebiete auch den Ärgernissen 6 gleich den Wogen, und ebne deinem Diener den Weg der Wahrheit!
Der syrische Text ist [in Verszeilen] nach der römischen Ausgabe noch einmal herausgegeben von A. Hahn – F. L. Sieffert, Chrestomathia syriaca, Leipzig 1825 S. 153 bis 162. – Zingerle legte eine metrische Übersetzung vor in der Innsbrucker Ausgabe, Band 4 S. 291 – 296, eine Prosaübersetzung in dem 2. Ephräm-Bande der 1. Auflage der Bibliothek der Kirchenväter, S. 269 – 273. ↩
Jede Strophe besteht [ohne den Kehrvers] aus 13 Verszeilen mit folgendem Aufbau 7, 7, 8, 7, 7, 8, 7, 7, 7, 7, 7, 8, 8. Vgl. Lamy IV, 489; Grimme, S. 69 f. ↩
Die Londoner Hs läßt hier den Kehrvers fort, führt ihn aber bei dem nächsten Hymnus an, wo ihn die römische Handschrift wegläßt. ↩
Nach markionit. Auffassung kam der „Fremde“ [Jesus] ohne Vorbereitung; auch Johannes war nicht Wegbereiter; vgl. C. W. Mitchell, Prose Refutations II,61 f. ↩
Matth. 7,13. ↩
Wortspiel: Wellen mahšôlê, Ärgernisse makšôlê. ↩
