55.
Nach derselben Melodie.
1. Betet, Brüder, für die Söhne [Anhänger] des Bardaisan, damit sie nicht fernerhin phantasieren, daß sie wie unmündige Kinder sagen: „Etwas floß hinunter von jenem Vater des Lebens, und die Mutter unter dem Bilde des Fisches [wie ein Fisch] wurde schwanger und gebar ihn, und er wurde Sohn S. 186 des Lebens genannt 1.“ — Jesus, Heiliger, Preis sei deinem Erzeuger! —
Kehrvers: Preis sei dem Heiligen!
2. Und da er meinte, daß der Alleinstehende durchaus nicht hervorbringen und zeugen könnte, nannte er unsern Herrn einen Sproß 2 aus zweien geboren nach Art der [menschlichen] Ehe. — Da aber unser Herr auch dem Leibe nach nicht von zweien gezeugt wurde, um wieviel reiner muß seine göttliche Natur sein, da sie Licht ist vom Lichte!
3. Wer sollte nicht seine Ohren verschließen, um nicht zu hören, daß sie sagen, daß die rûh qûdšâ [der Heilige Geist 3] zwei Töchter geboren habe: „Nach dir sei mir eine Tochter und dir Schwester.“ Und eine Schmach ist’s, daß er erzählt, wie ihre [des Geistes] Schwangerschaft war. Jesus bedecke meinen Mund, denn siehe, ich beflecke meine Zunge, wenn ich ihre Geheimnisse offenbaren soll.
4. Zwei Töchter gebar sie, die eine "Scham des Trockenen“, die andere „Bild des Wassers“. – Sehet nun, wie sie lästern! Denn nicht einmal das Bild eines Dämonen ist im Wasser sichtbar. Um wieviel reiner und unsichtbarer als ein solches Spiegelbild muß die Natur des Heiligen Geistes [der rûh qûdšâ] sein, da nicht einmal im Denkvermögen sein [ihr] Abbild dargestellt werden kann! —
5. Und er sagte: „Wann werden wir dein Hochzeitsmahl, o Geist, schauen, das Mädchen, jene Tochter nämlich, die du auf deine Knie gesetzt und mit der S. 187 du gekost?“ Und er bezeugt in seinen Hymnen 4, verdorben in seinen Schmeicheleien und weichlich in seinen Gesängen, daß er den schönen 5 Namen des Heiligen Geistes schmähte, der in allem rein ist.
6. Zu ihrer Beschämung genügt ihr geheimer Hymnus, wo eben jene [die rûh qûdšâ] sagte: „Mein Gott und mein Fürst hat mich allein gelassen.“ Weil er sich seiner Häßlichkeit schämte, hat er seinen Hymnus mit der Schönheit des reinen und heiligen Psalmes 6 bekleidet, aus dem unser Herr anführt; „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
7. Sie bekennen, daß sie von Moses das Gesetz lernten; er [Bardaisan] verachtete es aber, da er schrieb: „Haupt des Gebäudes 7, dessen Pforten auf Befehl geöffnet wurden vor der Mutter.“ An einen Ort der Schande versetzte er das Paradies. Die reine Thora widerlegt wie ein Spiegel ihre häßliche Lehre.
8. Er haßte ferner das gepriesene Paradies des Heiligen und lehrte ein anderes Paradies der Schande, das Götter ausmaßen und gründeten. „Der Vater und die Mutter pflanzten es durch ihre eheliche Verbindung und machten es fruchtbar durch ihre Schritte.“ Was das Paradies anbetrifft, so ist Moses ihr Richter, denn solches schrieb er nicht.
9. In Eden, so heißt es, pflanzte der Herr das Paradies; Moses spricht nur von einem, und jener [Bardaisan] führte ein zweites [= anderes] ein, das die Götter ausgemessen und angelegt hätten, und zwar an einem Orte, dessen Namen auch nur zu nennen ich mich schäme. Die Schlange, die Adam am Baume betrog, betrog arglistig auch diesen in bezug auf das Paradies.
10. Auf Sonne und Mond schaute er; mit der Sonne verglich er den Vater, mit dem Monde verglich er S. 188 die Mutter; männliche und weibliche Gottheiten und ihre Kinder [nahm er an] und lästerte mit vollem Munde, und pries die Vielen: „Preis euch, meine Herren, und euch Söhnen meiner Herren, Versammlung der Götter!“ So predigte er ohne Scham.
11. Die Makkabäer fanden die getöteten Juden und fanden auch in ihrem Busen Götzenbilder 8; sie brachten für die Gefallenen Gebete und Opfer dar. Auch ihr, Söhne des Guten, betet für Bardaisan, der in Abgötterei dahin ging, Legion 9 in seinem Herzen, unsern Herrn im Munde.
Dieser Hymnus ist wegen der merkwürdigen Zitate aus Bardaisan viel behandelt worden; leider zeigte der bisher als Grundlage verwendete römische Druck infolge der schlechten Erhaltung der vatikanischen Hs gerade an wichtiger Stelle irrige Lesungen. Die Londoner Hs Add. 14 574, die zwar auch einige verletzte Stellen hat, hat die Hauptsachen klargestellt. ↩
Wörtlich: „Samen“. ↩
Nach der ursprünglichen Bedeutung: „Wind, Hauch“ ist hier rûh qûdšâ [Heiligen Geist] weiblich gebraucht. ↩
Madrāšê. ↩
Die Londoner Hs: „reinen“. ↩
Ps. 21,1. ↩
Die Londoner Hs zeigt deutlich, daß rêšâ debenjānâ, „Haupt des Gebäudes“ oder „Palast“ zu lesen ist. ↩
Vgl. 2 Makk. 12,40. ↩
Als Teufelsname, wie oben wiederholt. ↩
