Text
Leo (sendet) dem Flavianus, Bischof von Konstantinopel (seinen Gruß).
Den Empfang des Schreibens deiner Liebe1 zeigen wir dir an, sobald uns durch die Ankunft unseres Sohnes, des achtbaren Mannes Rodanus, hiezu Gelegenheit geboten S. 193 ward; es sollte uns dasselbe über den durch den bösen Irrtum zu unserem Schmerze hervorgerufenen Streit unterrichten. Denn der, welcher sich seit langer Zeit der Frömmigkeit hingegeben zu haben schien, dachte bezüglich des Glaubens anders, als es sich gehört; er, der von der katholischen Überlieferung nie hätte abweichen, sondern in demselben Glauben verharren sollen, welcher von allen festgehalten wird. Allein hierüber erwidern wir ausführlicher2 durch jenen, welcher uns das Schreiben deiner Liebe überbrachte, damit wir deine Brüderlichkeit unterweisen, was in der ganzen Sache angeordnet werden müsse. Denn wir werden weder zugeben,3 dass jener in seinem verkehrten Glauben verharre, noch dass deine Liebe, welche aus Eifer für den Glauben dem bösen und törichten Irrtume Widerstand leistete, durch eine langwierige Anfeindung der Gegenpartei beunruhigt werde. Unseren obengenannten Sohn aber, durch welchen wir diesen Brief sandten, wollest du mit verdienter Liebe aufnehmen und ihm bei seiner Rückkehr zu uns eine Antwort mitgeben. Gegeben am 21. Mai unter Consulate des Asturius und Protogenes.
